Insgesamt drei Geschichten versammelt dieser gerade neu erschienene Comicband zu einem altbekannten Thema. In „Frisches Blut“ versucht ein Ex-Papparazzi mit seiner Familie in einem offensichtlich am rauen Atlantik gelegenen Ort seinen Frieden zu finden. „Sable Noir“ heißt das bereits im Namen Unheil verkündende Örtchen und ist auf einem Archipel gelegen, vom Wasser des Ozeans umspült und gerade mal so groß wie ein nicht ganz unbekanntes aremoricanisches Dörfchen in der Bretagne. Statt seinem Glück findet der Journalist Frank Marvel aber bald etwas viel besseres, nämlich seinen Seelenfrieden, zumindest aber das Ende einer langen Suche.
„Das Haus auf dem Hügel“ erzählt in etwas einfacheren Zeichungen, die Geschichte einer Tochter, die mit den Erinnerungen an ihre verstorbene Mutter zu überleben versucht, aber bald von den Geistern desselben Hauses heimgesucht wird. Weit aufgerissene Augen, Kaminfeuer, Psychologie spielen dabei ebenso eine Rolle, wie die Untoten, die mit einem Messer im Kopf erscheinen oder auch weniger drastisch ihre Gegenwart dennoch deutlich merken lassen. Das Mädchen mit den Schwefelhölzchen wird es am Ende allen heimzahlen, den Geistern genauso, wie den Psychologen, denn ihre Mutter war Schauspielerin und der Apfel fällt bekanntlich nicht weit vom Baum.
Die dritte Geschichte, „Alizarine“, handelt von Gege, einem ehemaligen Boxer, der sich mit kleinen illegalen Nebenjobs ein bisschen etwas dazuverdient hatte. Doch eines Tages hatte er mit diesem Milieu gebrochen, auch wegen seiner Frau, den Kindern, er wollte eben ein ordentliches, normales Leben führen, doch seine schlechten Freunde haben ihn nie aus den Augen gelassen und ziehen ihn wieder mit sich in den Abgrund. Freundschaft über das Geld und Geschäfte hinweg, kann nie zu etwas Gutem führen und das muss alsbald auch Gege feststellen, wenn er mit seinem Kumpanen in das Haus der alten Dame einbricht. Jedes Jahr am 3. November wird dort eingebrochen und dennoch nie etwas gestohlen, denn nicht nur auf dem Haus, auch auf der alten Dame lastet ein alter Fluch, der ihr hilft, sich gegen die Eindringlinge zu wehren. Dabei hilft es natürlich auch, dass sie sich in ein junges hübsches Mädchen verwandeln kann, aber nicht jeder fällt darauf herein, jedenfalls nicht Gege. Besonders bemerkenswert an diesem Comic, ist nicht nur der Zeichenstil, der an alte 50-iger Superman-Comics erinnert, sondern auch der Zweikampf des Gewissens zwischen Gut und Böse in Geges Kopf, der als Boxkampf zwischen seinem Freund und Gege dargestellt wird. Im Ring stehten dann nicht nur „Kader“, sein Kumpane, sondern auch Anais seine Frau und sein Kind und diesmal geht Gege zu Boden, denn vom schnellen Geld hat er Zeit seines Lebens geträumt. Die falschen Komplimente Kaders mit denen er sich Geges Komplizenschaft erkauft, sollen alle jene warnen, die den dunklen Verzückungen des Goldes zu erliegen drohen. Denn nur Geld das auf ehrliche Weise verdient wird, kann auch Glück bringen, das dürfte wohl die geheime Botschaft sein, die dieser Comic eindringlich zu vermitteln weiß.
Vampire Band 2 darf also mit Spannung erwartet werden, ebenso wie die Transmission der gleichnamigen französischen Fernsehserie in deutschen Landen. Canal+ hat nämlich die vorliegende Serie der sechs Buchautoren bereits 2006 verfilmt, für die zweite Staffel wurde dann zu Buch und Film auch der Comic produziert. Das nennt sich im Fachjargon wohl „Diversifikation“: man bringt dasselbe Produkt in verschiedenen Erscheinungsweisen auf den Markt und sieht zu, was geschieht. Ein kleines Making of von „Sable Noir“ findet sich im Anhang vorliegenden ersten Bandes und zeigt auch ein paar neugierig machende Fotos aus der französischen Fernsehserie. Spannung also, die das Blut in den Adern gefrieren lässt, damit kein Vampir so leicht zubeißen kann…oder sich wenigstens die Weisheitszähne daran ausbeißt!