„No art and peace and all that shit, it’s more about real man. Peace is for queers anyway“, so oder so ähnlich lautet Billys (Sam Rockwell) Vorschlag für das Ende des Films, denn er will ein echtes Shoot-Out als Krönung der Handlung. Marty Faranan (Colin Farrell) würde das Drehbuch natürlich lieber selbst schreiben, aber er hat keine Ideen und so liefert ihm sein Freund Billy Bickle mehr als nur einen Grund zum Schreiben. Gemeinsam mit Hans Kieslowski (Christopher Walken) haben Marty und Billy eine gut gehende „Firma“ gegründet. Sie entführen Hunde und kassieren dann das Lösegeld. Davon wird man zwar nicht reich, aber immerhin kann man ganz gut damit leben. Wenn es da nicht diese Komplikationen mit einem kleinen Shih Tzu gäbe. Der gehört nämlich einem Gangsterboss, Charlie Costello (Woody Harrelson), der das Hündchen mehr liebt als seine wunderschöne Freundin Angela (Olga Kurylenko). Und am das Maß an L.A. Celebrities noch voll zu machen, spielt auch noch Tom Waits als serialkiller-killer Zachariah Rigby eine beachtenswerte Nebenrolle.
Chick Killing Shake
7 Psychos ist nicht nur ein Film über’s Filmemachen, denn die Protagonisten entwickeln die Handlung des Filmes quasi im Film mit, sondern vor allem auch eine Komödie im besten Sinne des Wortes. Die Dialoge sind dermaßen scharf und bissig, dass man an einen Rotweiler denken mag, dabei aber gleichzeitig so witzig und amüsant wie der drollige Shih Tzu. Schon im Dialog der Auftaktszene wird klar, dass man hier genau zuhören muss. Wenn der eine Killer den anderen frägt, ob er schon einmal ein Opfer durch die Augen erschossen habe, und dieser eine Geschichte mit Ohren erzählt, aber ersterer lakonisch antwortet. „You see, this is a story about ears, not eyeballs“, mag es manchen Zuschauer gruseln, doch dann schleicht von hinten der Psychopath Nr. 1 heran und beendet die Szene abrupt. Rührend ist hingegen wie sich Hans Kieslowski um seine Frau im Spital kümmert, die ihn frägt: „When are you gonna get a job that is not stealing from folks?“ „I’m 64, who’s gonna give me a job?“ „The government!“ „Ts, wasn’t it you just sayin‘: ` a job that is not stealing from folks´?“
A beauty fucking bitch issue
Die tatsächlich very sophisticated dialogues sind ein Aspekt des Filmes, neu ist aber sicherlich auch der Aufbau der Handlung und das Miteinbeziehen der Protagonisten in deren Gelingen. Marty schreibt in sein Skript: 1. Psychopath: Jack of diamonds 2. Buddhist Amish Quaker Psychopath. Dann streicht er wieder zwei durch und der Film zeigt die Episode wie der Quaker zum Quaker Psychopath wurde. Auch Woody Harrelson (Psychopath Nr. 3) fühlt sich beachtlich wohl in seiner Rolle, wenn er seine Hundesitterin über den Verlust des geliebten Shiz Tzu anherrscht: „You shouldn’t take advantage just because my gun is stuck, because that is…low!“ Humor vom Feinsten ist immer der Gemeinste. Auch an politischer Respektlosigkeit läßt der Film nichts aus, wenn etwa in der Szene mit dem Vietnamesen die Prostituierte (Helena Mattsson) zu ihm sagt: „Didn’t we have a big war once, with you guys?“ und er mit versteinerter Miene antwortet: „Yes, and it isn’t over.“ Psychopath Nr. 4.
Not a deal? Equally cool!
„The French have cheese, the Spanish bullfights, the Irish an alcohol problem“, belustigt sich Billy über Marty, der wieder einmal mit einem Hangover am Büroschreibtisch hängt. Und was haben die Amerikaner? Billy: „Americans? Tolerance!“ Politische Unkorrektheit, zynischer Humor und viele weitere punchlines erwarten den aufmerksamen Zuschauer in „7 Psychos“ quasi am laufenden Band, auch wenn Marty auf dem Weg zum finalen Shoot-Out sinniert, dass es doch am Schönsten wäre, einen Film über sprechende Menschen zu machen: „Just human beings talking. Just talking.“ Aber Billy will, den Film auf seine Weise enden lassen: „Are we making fucking french movies? Just talking? No shoot outs?“ Als sich alle Protagonisten in der Wüste schließlich zum finalen Shoot-Out treffen, trennen sich die Wege der drei Freunde. „Don‘t keep going on about it, you fucking cunt“, meint Billy nur und gibt dem Film eine Wende, wie sie niemand erwartet hätte.
Als Extras gibt es neben vielen Überraschungen im Film auch Interviews mit den Schauspielern und verschiedene Featurettes, auch einen Trailer und einen ganz besonderen Katzentrailer, in dem Katzen die Protagonisten verkörpern, die die Hunde entführt haben. Wie sagt Billy so nett zu Marty: „You have a pretty good punch for a pacifist!“ und das könnte man auch dem Regisseur erwidern, der schon 2008 mit „Brügge sehen und sterben“ ein Meisterwerk der besonderen Art abgeliefert hat. „7 Psychos …und ein Shih Tzu“, dessen wahre Bedeutung für die Cinematographie noch nicht erkannt wurde, wird bald Kultstatus erreichen „and now don’t give me your mony fucking face“. Prädikat: ganz besonders genial!
Martin McDonagh
7 Psychos …und ein Shih Tzu
Mit Colin Farrell, Sam Rockwell, Christopher Walken, Woody Harrelson, Olga Kurylenko, Tom Waits
DVD-Erscheinungsdatum: 10. April 2013 (Schweden)
dcm
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2013-06-16)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.