Von der amerikanischen Kritik schon mit der ersten schwarzen Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison verglichen, ist das Romandebüt von Ayana Mathis tatsächlich ein erstaunlich reifes und tiefes Buch.
Es erzählt in einzelnen Geschichten von der Afroamerikanerin Hattie und ihren elf Kindern. Jeder dieser zwölf Personen hat sie ein Kapitel gewidmet, die in einem Zeitrahmen zwischen 1925 und 1980 angesiedelt sind. Immer mehr, je weiter die Erzählungen schreiten, ergibt sich ein Bild einer Familie, ihren verschiedenen Charakteren und der Entwicklung der einzelnen Personen in einer Gesellschaft, die den Afroamerikanern ihre Rechte verweigert und durchsetzt ist von verdecktem und offenem Rassismus.
Erschütternd sind sie oft, die Schicksale der einzelnen Personen und lassen den Leser mehr als einmal regelrecht sprachlos zurück. In einer verzaubernden und mitreißenden Handlung wird mit einer poetischen und an Bildern reichen Sprache erzählt von Hoffnung und Liebe und von Schuld und Vergebung.
Mit großer Spannung dürfen die Leser in den USA und dann auch in Deutschland ihr zweites Buch erwarten, von dem zur Zeit nicht bekannt ist, wann es erscheinen wird. Dann wird sich auch zeigen, ob die schnellen Vergleiche mit Toni Morrison standhalten.
Ayana Mathis, Zwölf Leben, DTV 2014, ISBN 978-3-423-28028-0
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2015-02-10)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.