Wenn auch etwas verdichtet, wie im Film ja notwendig, beruht „Das Wunder von Marseille“ auf wahren Ereignissen. Denn tatsächlich gab es in Frankreich 2012 ein kleines Schachgenie namens Fahim, das die Schachmeisterschaft gewann. Überzeugend wirkt aber nicht nur die Darstellung des achtjährigen Fahim (Ahmed Assad), sondern natürlich auch Gérard Depardieu als Schachlehrer Sylvain. Der Film beruht zudem auf dem Bestseller-Roman „Spiel um dein Leben, Fahim!“ der Autoren Fahim Mohammad und Xavier Parmentier.
Asyldrama um achtjährigen Jungen
Fahim flieht mit seinem Vater Nura, einem Feuerwehrmann, von Bangladesch nach Frankreich, um dort das Schachspielen zu lernen. Die Mutter und weitere Geschwister müssen allerdings in dem von politischen Unruhen erschütterten Land zurückbleiben. In Paris angekommen, müssen die beiden politisches Asyl beantragen, um die Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen. Nura findet zwar keinen Job, dafür Fahim einen Freund und Förderer in Sylvain. Als die Meisterschaft in Marseille immer näher rückt erhöht sich der Druck auf Fahim, denn er muss nicht nur das Spiel gewinnen, sondern auch seinem Vater und sich eine lebenswerte Zukunft in Frankreich gewährleisten. Da Fahim ein notorischer Spätkommer ist, könnte ihm dies zudem bei der Meisterschaft zum Verhängnis werden.
Schachmeister aus dem Slum
„Das Wunder von Marseille“ ist trotz des brisanten Themas ein unterhaltsamer und sehr witzig gemachter Film für die ganze Familie. Besonders erquickend wirkt es mit welcher Unverfrorenheit Fahim an die Sache rangeht. Denn er lässt sich trotz seines Alters nicht unterkriegen und ist stets quicklebendig. Als der Übersetzer der Asylbehörde falsch übersetzt, stellt er ihn kurzerhand zur Rede und wehrt sich, dass dieser seinen Vater Nura zu einem Tölpel macht, nur weil er die Sprache nicht so schnell lernt wie Fahim.
Pierre François Martin-Laval hat einen rührseligen Film aus einer wahren Geschichte gedreht, der so auch die breite Masse auf die Probleme von Asylsuchenden aufmerksam machen könnte. In diesem Sinne ist der Film trotz seiner teilweise kitschigen Momente sicherlich als wertvoll zu bezeichnen. „Das Wunder von Marseille“ ist aber auch ohne diesen Anspruch ein sehenswerter, unterhaltsamer Film, der einem die Illusion bestätigt, dass es doch so etwas wie Gerechtigkeit gibt.
Pierre-Francois Martin-Laval
Das Wunder von Marseille
(Original Titel: Fahim, the Little Chess Prince)
Mit Ahmed Assad, Isabelle Nanty, Gerard Depardieu
DVD/BluRay, Drama/Komödie, 2020, FSK ab 12 Jahren, 104/108 Minuten
Deutsch, Französisch
ASIN: B07ZLJ5V71
Universum Spielfilm
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2020-03-06)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.