Nach seinem großen Romanerfolg „Matterhorn“, an dem der ehemalige Vietnamsoldat Karl Marlantes dreißig Jahre arbeitete und in dem er seine Erfahrungen im Krieg verarbeitete, legt er nun ein zweites Buch nach, viel persönlicher und direkter, um mit seiner eigenen Kriegserfahrung ins Reine zu kommen.
Es ist ein erschütterndes Buch, das er jungen Leuten, die sich fragen, ob sie eine militärische Laufbahn einschlagen wollen, empfiehlt, als „eine Art spirituelles Prophylaktikum“. Denn für ihn ist eines klar: sein Land wird auch in der Zukunft in militärische Auseinandersetzungen verwickelt werden (für Deutschland ist das relativ neu, gilt aber auf einem niedrigen Level genauso). Deshalb: „Wir sollten uns dafür wappnen, indem wir uns klar machen, was ein Krieg für die im Gefecht stehenden Soldaten bedeutet: Jeder seinem Gewissen folgende Bürger, und vor allem jener, der an den politischen Schaltstellen sitzt, ist besser darauf vorbereitet zu entscheiden, ob junge Menschen in den Krieg geschickt werden müssen oder nicht, wenn er weiß, was man damit von ihnen verlangt.“
Doch auch „dem jungen Kämpfer“ will er mit seinen Aufzeichnungen vor dem Eintritt in die Schlacht dabei helfen, „besser mit den vielzähligen psychologischen, moralischen und spirituellen Belastungen des Kriegs zurechtzukommen.“
Es ist kein pazifistisches Buch, das Marlantes geschrieben hat, aber eines, das immer vor Augen führt, dem, der Menschen in den Krieg schickt, und denen, die sich schicken lassen, welche Verantwortung sie dabei für sich und andere übernehmen.
Karl Marlantes, Was es heisst, in den Krieg zu ziehen, Arche 2013, ISBN 978-3-7160-2698-4
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2013-07-03)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.