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Damian Marcano - God Loves The Fighter
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Marcano, Damian:
God Loves The Fighter

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(Bücher frei Haus)

„Jede Stadt ist zweigeteilt. Hier lebe ich. Hier sterbe ich. Aber wenn Sie am Flughafen ein Schild erwartet `Welcome to Trinidad´ vergessen Sie nicht, dass es eine Lüge ist, denn das wahre Trinidad finden Sie hier, auf meiner Seite der Stadt, in Port of Spain“, so oder so ähnlich kündigt er Erzähler der Geschichte sein Narrativ an und die Erwartungshaltung wird allein dadurch schon ziemlich hochgeschraubt. Was folgt ist ein tropischer Bildersturm mit einer Stimmungsästhetik, die an den chinesischen Meisterregisseur Wong Kar-Wei erinnert. Nacktheit ist in diesem Film kein Tabu, Sexszenen werden mit Beichtstuhlgeständnissen quergeschnitten oder parallel montiert, wie es in der Filmsprache heißt. Schwein mit Pommes und Ketchup aus einem Benzinkanister, Kalaschnikows, eine Menge Drogen und Prostitution, Verbrechen, alles Bilder, die die Fremdenverkehrsagentur von Trinidad sicherlich gerne zensurieren würde, denn Touristen bedeuten Geld und Fortschritt und irgendwie vielleicht auch das Ende dieser zweitgeteilten Stadt. Auf lange Frist halt nur.

Nachts im Supermarkt
„Die Sonne erwischt mich nicht am Tag, und auch der Mond in der Nacht nicht…“, meint einer der arbeitslosen Protagonisten , der sich wie so viele andere mit Gaunereien und kleinen Verbrechen über Wasser hält. Denn der einzige der den Schwarzen in diesem Viertel der Stadt Arbeit gibt, ist nicht der Staat, sondern ein Pusher chinesischen Ursprungs, dessen Körper selbst mit Tattoos übersäht ist und dessen Einstellung mehr als zynisch ist. Denn er lebt von diesen Menschen, bereichert sich auf ihre Kosten und hat doch nur Verachtung für sie übrig. Natürlich hat auch er eine Schwäche und sie hat auch einen Namen. Einen Mädchennamen. Und so entflammt die Geschichte, die von einer bloßen Bestandsaufnahme der bedrückenden Verhältnisse in diesem Teil der Stadt zu einer Entführungs- und Fluchtgeschichte ausartet aus der es – ebenso natürlich – kein Entkommen gibt. Die einzige positive Integrationsfigur, Charlie, möchte aus dem Kreislauf von Drogen und Gewalt ausbrechen und findet sich ausgerechnet mit einer Prostituierten im Auto wieder. Rührend ist auch die Geschichte von den beiden kleinen Jungs, die sich im Supermarkt über Nacht einsperren lassen, um sich endlich mal wieder den Bauch vollschlagen zu können. „Die Liebe kannst du vergessen, hier ist der Krieg ausgebrochen.“

Casablanca mit Karibik-Flair
Buntes Straßentheater, Spektakel, Zirkusnummern mit Laiendarstellern, Schießübungen auf Jesus-Murials am Stadtrand, warme Farben, tropische Bildästhetik, viel gelbes Licht und weißer Stoff, Waffen und immer wieder unbegründete, sinnlose Gewalt, die allein dem eigenen Überleben dient. Rotes Blut fließt aus schwarzen Körpern und immer wieder schwenkt die Kamera auf Heiligenbilder oder Wackelstatuen des weißen Jesus, hier mitten in Trinidad, mitten im anderen Viertel der Stadt, Port of Spain. „Ich denke Du solltest etwas auf die Bremse treten, nimm das Tempo raus“, rät der alte Mann Charlie, der ihm schließlich hilft, das rettende Flugzeug in die Freiheit zu erreichen. Aber ähnlich wie in Casablanca schafft Charlie selbst es nicht, die Maschine zu besteigen, doch seine Mission gelingt ihm trotzdem: Dinah und das kleine Mädchen, die „Jungfrau“, können dem Elend entkommen und werden ein besseres Leben in einem anderen Land, einer anderen Stadt, vielleicht sogar einem anderen Kontinent beginnen können. „Die gleiche alte Haut, doch nur gefärbt und in einem anderen Ton, seht ihr, und das ist mein Wald hier und ich will verdammt sein, wenn ihr mich hier einsammeln könnt wie ein Tier.“ Aus und Amen.

Damian Marcano
God Loves The Fighter

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2015-11-20)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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