„Das Geheimnis diese Tempels erkennen, heißt erkennen, dass die Wirklichkeit selbst wandelbar ist und vom Glauben gelenkt wird“, sagt ein ägyptisch-anmutender Gottpriester mit Falkenmaske zu Tarzan, dem Herrn des Dschungels, der in vorliegendem dritten Abenteuer in diesem Band mit Hilfe von hypnotisierenden Dämpfen in einen Krokodilmenschen verwandelt werden soll. Aber die feindlichen Krieger haben nicht mit Tarzans Verbündeten gerechnet, denn diese finden sich überall, ob bei Afrikanern, Ameisenmenschen oder sogar den Weißen, aber natürlich auch bei Löwen, Elefanten und Affen. Neben „Tarzan, Jad-Ben-Otho“ und „Tarzan und der Verräter I“ finden sich auch „Tarzans Rückkehr ins Land der Ameisenmenschen“ und „Tarzan und die Rückkehr von Dagga Ramba I“ in der vorliegenden Publikation des Bocola-Verlages im Querformat, die allein von dem Ausnahmekünstler Russ Manning bestritten werden.
Getreuester Burroughs Tarzan
Russ Manning, der für Tarzan in die Fußstapfen von Harold Foster und Burne Hogarth steigt, ist ein begabter Geschichtenerzähler, der seine Tarzan-Abenteuer geren im modernen Afrika, aber auch im urzeitlichen von Sauriern bevölkerten Pal-ul-Don-Land spielen lässt, in das man nur über einen Fluss gelangt und wo es neben urzeitlichen Tieren auch noch alte menschenfressende Stämme und Säbelzahntiger gibt. Russ Manning ist aber auch der Schöpfer einer anderen interessanten Comicfigur, „Magnus, Robot Fighter“, ein „Tarzan der Zukunft“, die er für Gold Key zeichnete. Möglicherweise ist Russ Manning derjenige unter den Tarzan-Autoren, der die Romangestalt von Edgar Rice Burroughs am getreuesten umsetzte, vermutet zumindest William Stout, einer seiner Schüler, im Vorwort zur vorliegenden Ausgabe des Klassikers.
Tarzan-Eiskrem?
Burroughs war klug genug seine Schöpfung noch zu seinen Lebzeiten selbst zu vermarkten und erteilte die Lizenzen für die Herstellung von Tarzan-Brot, Eiskrem, Benzin, Spielzeug und dutzende anderer Produkte. Edgar Rice Burroughs, Inc. War damals eines der ersten Multimedia- und Franchise-Imperien und die Filme machten ihn endgültig zu einem reichen Mann, der sich ein 218ha großes Grundstück kaufte und sie natürlich „Tarzan-Ranch“ nannte. Der gebürtige Deutsch-Rumäne und eigentliche Österreicher Johnny Weißmüller hatte Tarzan mit seinem Urschrei 1932 zur weltweiten Kultfigur gemacht auch wenn die Charakterisierung des Helden so gar nicht Burroughs’ ursprünglichen Intentionen entsprach. Burroughs sei durchaus unglücklich darüber gewesen, dass sich seine Bücher über Jahrzehnte hinweg weltweit millionenfach in vielen Sprachen verkauften, aber niemand eine eigentliche Vorstellung seiner Figur hatte.
Happy Family: Tarzan, Jane und Korak
„Für Burroughs wird der einzelne nach seinen persönlichen moralischen Werten, Treue, Klugheit und körperlicher Stärke, nicht nach seiner Klasse, Rasse oder Geburt beurteilt. Der grundlegende Reiz von Tarzan seit seinem Erscheinen ist der Gedanke, dass der Einzelne sein Schicksal und sein Umfeld beherrschen kann und ihnen nicht hilflos ausgesetzt ist.“ Zwischen 1914 und 1945 waren 35 Millionen Burroughs-Bücher verkauft worden, ab 1962 stiegen die Verkäufe um 10 Millionen pro Jahr an. Mit „Korak, Tarzans Sohn“, kam bald ein Nachfolger dazu und dieser spielt auch in den vorliegenden Episoden eine wichtige Rolle. Nicht zu vergessen auf Jane, die eigentlich die ganze Zeit über von Tarzan gesucht wird, wodurch er immer wieder in ein neues Abenteuer stolpert und Korak ihn im Auftrag Jane’s suchen muss. Und immer wieder sind es natürlich wunderschöne, atemberaubende Frauen, die dem „schweiflosen Gott“ den Kopf aus der Schlinge ziehen.
Russ Manning
Edgar Rice Burroughs Tarzan
Die kompletten Russ Manning Strips
Band 1: 1967-1968
Schwarz/Weiß und Farbe
ISBN 978-3-939625-71-1
Bocola Verlag
[*] Diese Rezension schrieb: jürgen Weber (2016-10-23)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.