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Milo Manara - Manara Werkausgabe 4
Buchinformation
Manara, Milo - Manara Werkausgabe 4 bestellen
Manara, Milo:
Manara Werkausgabe 4

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(Bücher frei Haus)

Ein riesiges UFO landet auf dem Colloseum in Rom und heraus springt eine drei-busige, geflügelte Amazonin, die sogleich eine Massenkarambolage der Autos verursacht. Ein Fernsehteam macht sich schuldbewusst aus dem Staub, doch Honey, die Schauspielerin, die die Amazonin darstellt, muss daraufhin zu Fuß flüchten, bis sie sich am Raumschiff selbst festhalten kann und endlich in Sicherheit vor ihren zu Recht erbosten Häschern in die Lüfte entfleucht. Sechs kurze Erzählungen, die nach dem Schema der „Versteckten Kamera“ aus dem Fernsehen aufgebaut sind, stehen am Beginn der neuesten Werkausgabe von Milo Manara. Die Heldin dieser Stories ist Honey, die Pin-up-Figur, die dem aufmerksamen Leser bereits aus der Werkausgabe 3 bekannt ist und nicht nur durch ihre fabelhafte Figur, sondern auch ihre Bauernschläue zu beeindrucken weiß. Aber Candid Camera ist noch lange nicht alles, es folgen noch viele weitere Hommagen und Kurzgeschichten, Verbeugungen und Reminszenzen.

In den 70er und 80ern sind diese kurzen zumeist in S/W gezeichneten Erzählungen in verschiedenen Magazinen erschienen und haben Manaras bereits mythische Verehrung schöner und nackter Frauen auch einer breiteren Leserschicht zugänglich gemacht. „Sex oder Tabu?“ heißt etwa eine weitere Episode um eine nackte Schönheit, die von Außerirdischen zur Paarung mit einem ausgewachsenen Affen ausgewählt wird, um den Leser der Geschichte damit gleichzeitig einem Prüderie-Test zu unterziehen. Sind Sie „A) zügellos, B) pervers, C) verklemmt, D) überschwänglich“? Auf die Leser von Manara dürfte wohl das eine oder andere Attribut ohnehin zutreffen, man braucht deswegen auch gar nicht rot werden. „Marie Claire-Frauen“ ist eine in Farbe gezeichnete Geschichte, die zeigt, dass auch in alten Möbelstücken so manche Überraschung stecken kann und der Phantasie keine Grenzen gesetzt sind. Wer würde nicht gerne mit einem Piraten und seiner Galleone in den Himmel stechen? Vielleicht befindet sich auch in ihrer am Flohmarkt erstandenen alten Kommode eine Zauberkrone oder es schlüpft ein Aladin heraus? Milo Manara versteht es in jeder Episode eine peppige Geschichte zu verbraten und Erscheinungen seiner Zeit auch kritisch zu persiflieren. Auch aus Tagebüchern zieht er gerne seinen Stoff aus dem seine Träume sind. In „Das Tagebuch der Sandra F.“ zeichnet Manara die geheimen Wünsche einer (wohl fiktiven) Leserin auf und erzeugt damit auch bei seinen Lesern Identifikationspotential. Viel kritischer noch ist seine Geschichte „Reklame“ in dem er die Unterwerfung der Kunst unter Werbeeinschaltungen und Kommerzialisierung kritisiert, ausgerechnet der „Pömpers“-Spot taucht immer wieder auf, gerade dann wenn Marcello Mastroiani Anita Eckberg in der Fontana dei Trevi küsst, oder Casanova eine Gräfin hofiert oder Charlie Chaplin um die Ecke lugt.

Manara nimmt sich aber durchaus auch moderneren Themen an, wie etwa dem Piercing, das sich übrigens auch vorzüglich zum Drachen steigen verwenden lässt. John Lennon spielt ebenso eine Rolle wie Salome, die Tänzerin, die Johannes` Kopf forderte, um danach selbst geköpft zu werden. Denn vor der Grausamkeit der Frauen und ihrer Rache hatte man sich schon viel früher gefürchtet, das weiß auch Milo Manara und lässt den Leser gleich in die nächste Geschichte um Corto Maltese`s Rasputin schlittern. Am Ende dieser Werkausgabe befinden sich zusätzlich zu den unzähligen amüsanten Geschichten um Honey und Money auch einige Portofolios, die dem Sujet „Auto und Frau“ huldigen. Diese sind wieder ganz in Farbe und sicherlich als kleine Meisterwerke zu bezeichnen. Wenn sich etwa die EU und Deutschland in Gestalt zweier sexy Boxerinnen um die Autoindustrie streiten, oder eine Art weibliche Conan-Schwertschwingerin sich vor den Scheinwerfern eines überdimensionalen Auto-Drachens in Szene setzt und ihre Kurven statt des Schwertes schwingen lässt, dann denkt so mancher auch an die Verwertbarkeit und Kommerzialisierung dieser Comickunst.

Eine kurze Geschichte zu erzählen sei viel schwieriger als eine lange, habe Manara gesagt. Man fange praktisch in der Mitte an und müsse ein überraschendes Ende zu Wege bringen. Dafür könne man aber Rückblenden, Zitate und Hommagen an andere Künstler einbringen. Einige der vorliegenden Geschichten erschienen in den Comic-Magazinen „Orient Express“ oder „Frigidaire“ in den 80er und 90ern. Sie sind übervoll von Anspielungen und Hinweisen auf andere Künstler und zeigen Milo Manaras breites Wissen über die Kollegen seiner Kunst und deren Arbeitsweise. Nur die wirklich Großen verbeugen sich auch vor anderen Großen. Das trifft auf Manara sicherlich zu. Sowohl ersteres als auch letzteres. Und natürlich verbeugt er sich am liebsten vor der Schönheit seiner Frauen, die er ganz schamlos gschamig mal bedeckt und mal nackt präsentiert, den Pinsel stets an der richtigen Stelle...

Milo Manara
MANARA WERKAUSGABE 4:
CANDID CAMERA UND ANDERE EROTISCHE GESCHICHTEN

2010
www.paninicomics.de
164 Seiten
24,95 €

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2010-08-07)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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