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Milo Manara - Manara Werkausgabe 12: Click - Außer Kontrolle

Dass durchaus auch Männer sexistisch zur Schau gestellt werden können zeigt der italienische Comicartist Milo Manara in der vorliegenden Fortsetzung von „Il Gioco“, das auf Deutsch unter dem Titel „Click“ anstelle der eigentlichen italienischen Bedeutung „Das Spiel“ erschienen ist. Zwei Geschichten, die alle Tabus brechen, sind in der Milo Manara Gesamtausgabe Nummer 12 des Panini Verlages versammelt und mit einem Vorwort und einigen Portofolios ergänzt worden.
Die erste Geschichte in diesem Band, die unvermittelt in einer Art südamerikanischen Wüste beginnt, dreht sich zuerst um eine junge Frau mit Locken, die von einem Paar überrascht wird. Der Mann entpuppt sich bald als richtige Culorva (sizilianisch für „Schlange“), denn er hat das Pferd der schönen Brünetten absichtlich vergiftet, sodass es bald unter ihr zusammenstürzte. Mit einem Indianerkraut will der hässliche Kerl die Fremde dann gesprächig machen, denn sie bekommt davon Visionen, die sie Gold finden lässt. Am Ende der Geschichte wird die - eigentlich die ganze Zeit über nackte - Protagonistin durch eine Goldgräberstadt getragen und die 50.000 Männer, die schon seit Monaten keine Frau mehr gesehen haben, ziehen vor ihrer riesig erigierten Klitoris den Hut. Ist es der Respekt vor der nackten Frau oder der Tatsache, dass auch sie etwas Penisähnliches in ihrer Leibesmitte trägt, die die versammelten Arbeiter in Ehrfurcht erlahmen lässt? Die Prozession, in der die nackte Frau wie eine heilige Madonnenstatue durch die Stadt der Männer getragen wird verletzt wohl nicht nur religiöse Gefühle, sondern auch sittlich-moralische, aber sicherlich keine ästhetischen, denn selbst die radikalsten Feministinnen waren stets auf der Seite von Milo Manara, dem Zeichner, der vor allem schöne, aber eben auch besonders starke Frauen porträtierte.
„Ach, apropos Porno, was ist denn nun wirklich das Obszöne von beidem?“, soll Milo Manara anlässlich der Herausgabe einer zensurierten Version einer Zeichnung von ihm, bei dem erigierte Penisse neben Raketen standen und der Penis geschwärzt wurde, provokant gefragt haben. Die schale Ambivalenz einer Kultur in der nackte Körper als obszön gelten, ausgerechnet die den Tod verkörpernden Waffen aber als ästhetisch betrachtet werden, aber auch die Scheinheiligkeit einer Kultur, in der Opfer von Vergewaltigungen so dargestellt werden, als ob sie es selbst darauf angelegt hätten, das ist es, was Milo Manara auch zu einem politischen Zeichner macht, auch wenn viele nur reine voyeuristische Pornographie in seinem Werk sehen wollen. „Ich für meinen Teil habe immer versucht, die Erotik als Mittel zum Erzählen anderer Geschichten, anderer Botschaften zu verwenden. (…)“, so Manara, dem der ihm vorgeworfene Eskapismus gar nicht als Schimpfwort erscheinen will. In der zweiten Geschichte dieser Ausgabe dreht Manara die politische Dimension seiner Comics sogar noch etwas weiter nach links, denn ein Politiker und Monopolist und sein Anwalt sollen für die von ihnen verübten Verbrechen, bei der Tausende Menschen durch einen Unfall erblindeten, zur Rechenschaft gezogen werden. Auch wenn die beiden „Gerechten“ aka „Terroristen“ die Frau des Mogulen dazu benutzen, um ihm Schaden zuzufügen, zählt am Ende doch auch sie zu den Befreiten. Manara kennt eben wirklich keine Tabus und das ist auch gut so.

Als Band 13 der Panini Manara Ausgabe wird "X-Men Frauen auf der Flucht erscheinen.

MANARA WERKAUSGABE 12 CLICK! AUSSER KONTROLLE 2
Il Gioco 3-4
Milo Manara
29,95.-

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2013-11-08)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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