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Rezensionen


 
Leo Malet - Die schwarze Trilogie
Buchinformation

Schwarz ist die Nacht, aber noch schwärzer ist diese Trilogie von Leo Malet, Youssef Daoudi und Philippe Bonifay. Im ersten Teil „Das Leben ist zum Kotzen“ (sic!) wird der programmatische Titel gleich mehrfach umgesetzt. Die Aufblende zeigt ein erwachendes Paris mit Eifelturm, oder ist es eines, das sich gerade erst schlafen legt? Die Ganoven Marcel, Paul, Jean und ihr Chauffeur überfallen einen Geldtransporter, doch leider kommen die „Flics“ ebenso schnell hergebraust wie die Jungs zu verschwinden versuchen und ein unvermeidlicher Schusswechsel fordert seine ersten Todesopfer. Davon wird es noch mehr geben. Verletzt wird nämlich auch der „schöne Marcel“, einer der Räuber, der bei den Frauen immer so viel Erfolg hatte, und genau das kostet ihn schließlich das Leben. Denn der neidische Komplize Jean macht ihm den Garaus, er verpasst ihm den Gnadenschuss und die andern beiden Gauner buddeln derweilen sein Grab. Jean ist nämlich ein ganz ein fieser Killer, er tötet nicht aus Not, sondern aus Vergnügen. „Doch so ist das Leben eben“, kommentiert er lapidar, „ein einziges Sterben“.
Nach diesem temporeichen Einstieg erfahren wir auch noch mehr über das Privatleben von dem ganz Fiesen. Jean hat nämlich eine Affäre, ausgerechnet mit der verheirateten Gloria, aber das lässt sich für ihn ganz einfach regeln. Erst reagiert er seine Aggressionen bei einer Prostituierten ab, um dann auch noch seinem Komplizen sein Spielzeug abspenstig zu machen. „Gisele“ haucht dieser, der bucklige Paul, und verscharrt sie bald auf dem Gottesacker hinterm Haus. Ein Comic, das wirklich nur für die Abgebrühtesten unter den Comiclesern gemacht zu sein scheint, denn „Das Leben ist zum Kotzen“ scheint Jean`s Glaubensbekenntnis zu sein, zumindest sorgt er dafür, dass es wirklich so wird. Am Ende kann ihm zwar der Seelenklempner seiner geliebten Gloria helfen, doch da ist es schon zu spät. Die Polizei ist auf ihn aufmerksam geworden und stellt ihn. Paul hat ihn aus Rache verraten. Gloria weiß nun endlich auch, was ihrem Ehemann zugestoßen ist. „War es wenigstens schön für dich, Gloria?“ fragt der Strauchdieb noch kurz vor seinem Abgang und die Antwort, ein gnadenloses „Nein!“ kommt so schnell wie erbarmungslos.
Die zweite Geschichte, die unabhängig von der ersten funktioniert – es handelt sich also bei diesem „All in One“ um keine Fortsetzungsgeschichten, heißt „Die Sonne scheint nicht für uns“ und sie beginnt im „La Petite Roquette“, dem Jugendgefängnis von Paris. Wieder auf freiem Fuß macht sich ein jugendlicher Rabauke auf zu seiner Mutter, um ihr Blumen zu kaufen und sie dann aus dem Fenster zu stürzen: sie hatte ihn bei den Bullen verpfiffen. Auch der Protagonist der Geschichte, der junge Dede, ist nicht gerade zimperlich, aber zumindest bemüht er sich anfangs noch um eine ehrliche Arbeit. Aber: „Die Sonne scheint nicht für uns!“ und das kann nur heißen, dass auch er bald zum Kriminellen wird. Erst macht er auf „MacAdam“, einen vorgetäuschten Arbeitsunfall, um die Versicherungsprämie zu kassieren und als er sich zu allem Übel auch noch in die rothaarige Schwester eines Freundes, Gina, verliebt, scheint der Verlauf der Geschichte vorprogrammiert. Ein düsterer Krimi noire, den die drei Herren hier vorlegen und man bleibt tatsächlich ganz ohne Hoffnung am Boden der Tatsachen zurück. Die fast soziologisch anmutende Studie dieses jungen Mannes führt ihn schließlich auf das Schafott und man bedauert ihn dafür fast. Denn Dede wurde zu dem Verbrecher, weil seine Umgebung seine anfangs ehrlichen Absichten untergräbt.
Der dritte Teil „Angst im Bauch“ handelt wieder vom Verbrechen und der Liebe. Verrat und Rache spielen immer eine große Rolle bei dieser serie noire. Der Trickbetrüger Paulot lernt die schöne Jeanne kennen und kann sein Glück gar nicht glauben, denn sie sieht nicht nur gut aus, sondern holt ihn auch direkt in ihr Bett. Doch bald folgt ihr voriger Freund und stört das junge Liebesglück. Paulot wird zum Opfer seiner eigenen Obsessionen, denn es erscheint ihm immer wieder sein Nervenarzt, wenn er eine böse Tat vollbracht hat und am Ende bleibt ihm nur der Griff zum Telefon.
Die drei von Leo Malet inspirierten Comix werden vom Ehapa Verlag in einer „All in One“ Ausgabe vorgelegt und sind unabhängige Geschichten, also keine Fortsetzungen. Eines haben sie jedoch alle gemeinsam: die fantastischen Zeichnungen und teilweise etwas surreal anmutende Texte, die Themen Verbrechen und Liebe, Verrat und Rache, Gewalt und Sühne. Hinter den charakteristischen und teilweise pittoresken Aufnahmen eines schlafenden Paris aus Vogelperspektive verbirgt sich das grausame Treiben des Verbrechens. Ganoven, Betrüger, Mörder und Scharlatane treiben ihr Unwesen und jagen einem einen schaurig schwarzen Schrecken ein, so schwarz ist diese Trilogie.

Die schwarze Trilogie
ALL IN ONE
Léo Malet, Youssef Daoudi, Philippe Bonifay
Einzelband Hardcover

http://www.ehapa-comic-collection.de
168 Seiten
ISBN: 978-3-7704-3260-8
41,10.-

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2010-02-24)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


->  Stichwörter: Comic

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