Tanzmuffel? Rhythmische Schwierigkeiten auf dem Parkett? Und jederzeit mit einem Achselzucken die Entschuldigung parat, man eigne sich höchstens als Tanzbär und wolle die Füße möglicher Tanzpartner schonen?
Dann sollte das Buch von Royston Maldoom dringend zur Hand genommen werden. Und selbstverständlich auch von jedem, der auch nur einen Hauch Interesse für den Rhythmus des Lebens selbst verspürt.
Gute 300 Seiten voller Geschichten, bewegend, berührend, mitreißend, der Rhythmus der Musik tropft fast aus den Buchstaben heraus. Royston Maldoom hat fast sein ganzes Leben lang den Tanz zum Zentrum seiner Aufmerksamkeit gemacht. Und noch viel mehr.
Seit Jahrzehnten zieht Maldoom durch die Welt und arbeitet selbst mit schwierigsten Jugendlichen durch den Rhythmus und den Tanz an der Choreographie des Lebens. "Du kannst durch Tanzen Dein Leben verändern", das ist sein fester Glaube.
Wieder und wieder kann er davon berichtet, dass das keine leeren Worte sind, sondern tatsächlich das echte, pralle, tiefe Leben in seiner Arbeit des Tanzens zu finden ist. Für jeden, der sich darauf einlässt.
Seine Autobiographie, wunderbar sprachlich umgesetzt, lebendig all die Gefühle vermittelnd, die er erlebt hat und den Leser mitnehmend zu schildern versteht, lässt keinen unverändert zurück. Wenn man selber schon nicht die Krone des Tanzens erreichen kann, etwas Gutes in dieser Welt, etwas mit auf den Weg bringen, dass kann jeder. Den Wunsch, an etwas Aufbauendem und Gutem mitzuwirken, den hinterlässt das Buch. Nach dem ersten, dem zweiten und nach dem dritten Lesen.
Das bekannteste Tanzprojekt kam 2003 zustande. Mit Berliner Kindern und Jugendlichen, gemeinsam mit den Berliner Philharmonikern setzte Mandoom Igor Strawinskys Ballett "Le Sacre du Printemps" (Das Frühlingsopfer) choreographisch um. Der Dokumentarfilm "Rhythm Is It!" kündet von diesem Projekt,
Im Buch selbst wechselt die Erzählung zwischen den intensiven Lebensgeschichten und Erfahrungen und Einführungen und Verdeutlichung seiner Auffassung von der "verwandelnden Kraft des Tanzens".
Mandoom lässt nichts aus von dem, was sein Leben geprägt und lebendig gemacht hat. Der Tod der Mutter, die erniedrigenden Zeiten im Waisenhaus, der Kampf um Überleben als freier, schwuler Tänzer in den 60er Jahren und, natürlich, die Arbeit für Tanzprojekte überall da, wo Menschen sozial ganz unten sind.
Seine Liebe zum Tanz, seine Begabung, aber auch seine Liebe zu den Menschen, (in jedem sieht er nicht die Probleme, sondern die Chancen) ermöglicht ihm, zu schwierigsten Jugendlichen vor zu dringen und selbst hartgesottene Häftlinge zum Tanzen zu bringen.
Wie er all diese Geschichten erzählt und beschreibt, welch wundersame Möglichkeiten plötzlich das Leben für jene bietet, die am Rande stehen, das muss ich einfach groß nennen.
"Tanz bedeutet gemeinsames Wachstum - man teilt den Raum mit anderen, hält den Partner und verlässt sich auf ihn. (...) Das Tanzen hilft uns, glücklich zu sein!"
Fazit: Einfach ein Muss für die Liebe zum Leben!
[*] Diese Rezension schrieb: Michael Lehmann-Pape (2010-05-06)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.