Das 2010 unter dem französischen Titel „Les Invincibles: En finir avec le couple. La méthode miracle“ erschienene Manifest steht ganz in der Tradition politischer Agitationsschriften, obwohl es sich mit etwas zutiefst Privatem beschäftigt: Zweierbeziehungen. „Pärchen verpisst euch, keiner vermisst euch“, hieß es einst in einem deutschen Popsong und das Paar Robert Macia/Julien Péluchon schlagen - mit etwas mehr französischer Elegance zwar - in etwa dieselbe Kerbe. „Doch jeder tötet, was er liebt. Der Feigling tötet mit dem Kuss, der Kühne mit dem Schwert“ wird eingangs Oscar Wilde dem Gemetzel vorangestellt und wer sich immer noch nicht ganz sicher ist, ob er oder sie den richtigen Schritt macht, für den haben die beiden Autoren auch zwei Wissensquiz bereitgestellt, die eine/n auf den richtigen Weg führen sollen. Eine Paarbeziehung sei nämlich noch dazu schlecht für die Gesundheit, schreiben sie, denn die Liebe übernehme in einer Beziehung dieselbe Funktion wie die Anästhesie bei einem chirurgischen Eingriff. Allein, operiert wird!
Französische Eleganz und deutsche Gründlichkeit in einem
Als wichtiger Tipp sei noch betont, eventuell einen Freitag fürs Schlussmachen – also als Tag X quasi – zu erwählen. Den Christen sei er heilig, bei den Juden hieße er Sabbat, die Muslime gingen freitags in die Moschee, und den Lottospielern gelte Freitag, der 13. als Glückstag. Der Freitag empfiehlt sich vor allem deswegen, weil man danach das ganze Wochenende ausschlafen könne oder sich im eigenen Beziehungsmief suhlen könne. Depression light, um dann wieder vergnügt in die Arbeitswoche zu starten. Für das weitere Überleben danach gilt es, mit den bisherigen Regeln zu brechen, sich neue Gewohnheiten zuzulegen und dem Leben noch einmal eine Chance zu geben. Schließlich muss der neue Freiraum genutzt werden und die neue Freiheit ausgekostet werden, bis der/die nächste Partner/in einem die willkommen geheißenen Fesseln anlegt.
Der hier vorliegende nicht ganz so ernst gemeinte Beziehungsführer durch den Beziehungskater wird zwar aus keinem geschlagenen Single einen überzeugten Single machen, hilft aber doch, sich über die Absurdität so mancher (vergangener) Streitereien hinwegzusetzen. Aber das Manifeste daran ist dennoch die Latenz, mit dem er immer wieder die nächste Beziehung vorbereitet wird. Mit deutscher Gründlichkeit oder französischer Eleganz bleibt dann ganz dem Leser überlassen.
Robert Macia/Julien Péluchon
Endlich Single! Das Manifest
Paare aller Länder sprengt eure Ketten!
Aus dem Franzöischen von Stephanie Singh
Sanssouci
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2013-08-13)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.