Eigentlich hat Lew Archer einen freien Tag vor sich. Morgens trifft er auf den kleinen Ronny, der mit seiner Mutter bei Nachbarn untergekommen ist. Eher zufällig wird Archer Zeuge eines Streits der Eltern. Am Nachmittag meldet sich die junge Frau bei Archer und bittet ihn um Hilfe bei der Suche nach ihrem Jungen. Der sollte mit seinem Vater jetzt bei seiner Großmutter in Santa Teresa sein. Da dort ein großer Waldbrand ausgebrochen ist, befürchtet sie Schlimmeres. Schnell wird klar, Vater und Sohn sowie eine geheimnisvolle junge blonde Frau, sind nur kurz auf der Ranch der Großmutter aufgetaucht und seitdem verschwunden.
Mit dem Fund der Leiche des Vaters entwickelt sich die vermeintliche Entführung des kleinen Ronny für Archer schnell zu einem wesentlich komplexeren Fall. Der Mord wirft Fragen auf, doch für Archer steht vor allem eines im Vordergrund: Wo ist der Junge? Um diese Frage zu klären, steigt der Privatdetektiv tiefer in die Familiengeschichte des Mordopfers ein und stößt dabei auf weitere Spuren. Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit sorgt fortan für eine ganze Reihe von Personen aus dem Umfeld der Familie für Unruhe.
In "Der Untergrundmann" , seinem vielleicht besten Roman, entwickelt Ross Macdonald eine zunächst überschaubare Krimihandlung, in deren Fortgang die Schauplätze zunehmen. Wechselnde Zeitebenen und die Vielzahl der Personen fordern vom Leser Aufmerksamkeit bis zum Ende.
Der 1973 zum ersten Mal auf Deutsch erschienene Roman liegt hier in einer frischen Neuübersetzung vor, der sicher noch weitere Bücher Macdonalds folgen werden.
Donna Leon hat ein bemerkenswertes Nachwort für diese Ausgabe geschrieben, indem sie insbesondere die literarische Qualität von „Der Untergrundmann“ heraushebt und Ross Macdonald unter die großen Kriminalschriftsteller des 20. Jahrhunderts einordnet.
Ross Macdonald, Der Untergrundmann, Diogenes 2015, ISBN 978-3-257-30034-5
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2016-02-06)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.