Idealisten werden manches Mal bewundert für ihre fast unbeugsame Haltung und ihre hohen Werte, doch oft genauso im Stillen belächelt und als untauglich für das „praktische Leben“ vor allem in der Wirtschaftswelt angesehen. Wer zu deutlich seine Werte voranträgt, gerät gar in die Gefahr, als „Störenfried“ mit hohem „Nervpotential“ angesehen zu werden.
Andererseits zeigen eine ganze Reihe von Erfolgsgeschichten gerade der jüngeren bis mittleren Vergangenheit, welche Kraft gerade „ideelle Organisationen“ wie „Greenpeace“ oder „Ärzte ohne Grenzen“ in sich tragen und in welch weiter Form solche auf Idealismus beruhenden Ansätze einen hohen gesellschaftlichen Wert austragen. Was von der rein pragmatischen Haltung (übrigens auch eine Ideologie) gerade im wirtschaftlichen Bereich an allgemeiner eher negativer Wertschöpfung letztlich zu erwarten ist, zeigt gerade die jüngste Vergangenheit bis auf den heutigen Tag.
Gibt es eine Möglichkeit, zu erfassen, was solche Unternehmen damals in solch erfolgreicher Weise ermöglicht hat und in welchem Umfang können heute Idealisten ihre Überzeugungen in gesellschaftlich relevante Formen gießen?
Dies sind die Leitfragen, zu deren Beantwortung sich die Autoren im Buch aufmachen. Hierzu wenden sie sich in den ersten zwei Dritteln des Buches einer fundierten, gut recherchierten und verständlichen Spurensuche zu.
Wie haben sich Persönlichkeiten und Erscheinungsformen von Idealisten und Idealismus im Lauf der Zeit verändert, was haben Idealisten früherer Tage hinterlassen? Ebenso werden Quellen des Idealismus wie Wahrheit, Schönheit, Güte benannt und betrachtet, idealistische Irrwege nicht ausgeklammert (das Kapitel über die Schattenseiten des Idealismus und des Idealisten zeigt gekonnt auf, wie notwendig eine beständige Reflektion der eigenen Ergebnisse letztlich ist, eine Reflektion, die gerade idealistisch orientierten Menschen nicht leicht fällt im eingefahrenen Schwarz-Weiß Denken). Bevor, diesen eher Grundlagen setzenden Teil abschließend, die ideelle Organisation in Ihrer Entwicklungs- und Krisenphase untersucht wird.
Nach vorne gewandt sind dann die letzten beiden Betrachtungen des Buches über den erfolgreichen Idealisten mit einer Betonung der beiden notwendigsten Ressourcen, der Selbstinnovation und der Innovation in der Vernetzung und Zusammenarbeit, beides oft die entscheidenden Punkte für den Erfolg einer idealistischen Idee und deren dauerhaft gelungener Umsetzung, bevor dann im letzten Kapitel sehr deutlich in den Raum tritt, wie notwendig gerade für eine alternde, postmoderne Gesellschaft die idealistische Grundhaltung auf allen Ebenen des Staates, der Wirtschaft und des einzelnen ist.
Ein hervorragendes und zum Nachdenken anregendes Buch, ein Loblied auf den konstruktiven Idealismus, das genau zur richtigen Zeit erscheint. Dass Menschen vermehrt Orientierung suchen, das die zunehmende Auflösung sozialer Werte ein gefährliches Vakuum hinterlässt und dass all dies nicht im Rahmen von Verordnungen einfach gelöst werden kann, sondern dass es Vorbilder und Beispiele innerer Werthaltung geben muss, um der sozial orientierten Gesellschaft noch eine Chance zu eröffnen liegt seit einiger Zeit deutlich auf der Hand.
Der „erfolgreiche Idealist“ gibt grundlegende Impulse in den Raum, die jedem, der bereit ist, den eigenen und den Weg der Gemeinschaft ein stückweit anders und idealistischer zu gestalten, ein notweniges Rüstzeug für Versuche der Umsetzung an die Hand geben. Der Schwerpunkt liegt allerdings, das sollte im Vorfeld einer Beschäftigung mit dem Buch deutlich sein, auf der „ideellen Organisation“ und den Erfolgsfaktoren für eine solche.
[*] Diese Rezension schrieb: Michael Lehmann-Pape (2010-10-22)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.