Nun schon zum 20. Mal hat der Philosoph Konrad Paul Liessmann Kollegen und Kolleginnen nach Lech am Arlberg eingeladen, um in einer öffentlichen Veranstaltung namens „Philosophicum Lech“ über philosophisch-aktuelle Themen zu reden und zu diskutieren.
Über „Gott und die Welt“ zu sprechen, klingt auf den ersten Blick beliebig. Was meint, wer über Gott und die Welt redet? Drückt die Redensart fröhliche Unbekümmertheit aus, signalisiert sie unverbindliche Beliebigkeit? Wer über Gott und die Welt redet, löst ja keine Probleme, entschärft keine Konflikte und nutzt eine anarchisch klingende Gesprächsform
Doch auf den zweiten Blick verbergen sich dahinter entscheidende Fragen der Gesellschaft. Fragen, denen sich auch die Philosophie seit mehr als zwei Jahrtausenden widmet. In einer Zeit voller Widersprüche und Differenzen, in einer Zeit des technologischen Fortschritts, in einer Zeit, in der wissenschaftliche Erkenntnisse mit einer Wiederkehr von Religion Hand in Hand gehen, lohnt es sich, wieder einmal grundsätzlich über Gott und die Welt nachzudenken.
Für Liessmann verbirgt sich dahinter eine der präzisesten Formeln der europäischen Geistesgeschichte. Die Welt war lange ein Synonym für die Verlockungen des Bösen und des Schmutzigen. Der in die Welt eingewanderte Gott schafft dazu einen echten Kontrast. Und eben den wollen alle abschaffen, die einen Gottesstaat gründen wollen: Dort würde nämlich gerade die wichtige Differenz von Gott und der Welt zum Verschwinden gebracht.
Durchweg lesenswerte philosophische Essays, die in ihrer Gesamtheit etwas abbilden davon, wie die Philosophie Krisen und Probleme sieht und beschreibt, die die Kraft jedes Einzelnen zu überstiegen scheinen.
Konrad Paul Liessmann (Hg.) Über Gott und die Welt. Philosophicum Lech 20, Zsolnay 2017, ISBN 978-3-552-05825-5
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2017-05-31)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.