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Rezensionen


 
Deborah Levy - Heim schwimmen

Dramaturgisch auf sieben Wochentage reduziert erzählt die Autorin eine Geschichte, die anfangs noch harmlos witzig erscheint, um sich dann in ihrer ganzen Grausamkeit zu entfalten und den Leser in Ratlosigkeit zurückläßt. Aus einem Urlaub an der französischen Riviere wird alsbald das Ende einer Ehe, wie es schon in „Swimmingpool“ meisterhaft erzählt wurde. Auch diese Erzählung beginnt mit einer Leiche im Pool, nur, dass sie nicht tot ist, sondern sich Kitty Finch nennt und nackt ist. Die selbsternannte Botanikerin mit den grüngelackten Nägeln liegt aber im Poll einer Villa, die nicht ihr gehört, sondern dem englischen Eheppar Jozef und Isabel Jacobs, er Schriftsteller, sie Kriegsberichterstatterin, die jedes Jahr in der Nähe von Nizza ihren Urlaub mit ihrer Tochter Nina verbringen. Kitty macht aus einem gemütlichen Urlaub eine Tour force, die sich vor allem um ihr Gedicht „heim schwimmen“ dreht.

Riviera voller Überraschungen
Das Ehepaar – „sie hatten nichts gemeinsam, außer dass sie sich schon lange kannten“ - hat schon viele Affären des inzwischen gealterten Ehemannes überstanden und würde wohl noch bis ans Ende ihrer Tage so weiterlavieren, wenn Kitty sich nicht vorgenommen hätte, einen gewissen Unterschied zu machen. Die Ehefrau versucht, sich durch zwei pinkfarbene Rosenknospen auch im Urlaub etwas zu schaffen, was sie an ihre Heimat England erinnert. Die Tochter – sie war der Triumph der Ehe, das Einzige, was sie beide je richtig gemacht hatten. Jozef, Isabel und Nina Jacobs, eine glückliche, ganz normale englische Kleinfamilie in den Ferien wurden von Kitty Finch auserkoren, ihr den Garaus zu machen und wie könnte es einfacher sein, als, den Ehemann zu verführen. „Kitty war zu jung, um vor diesen Männern, die mit leeren Augen ihr Brüste anstierten, Selbstgespräche zu führen“, heißt es an einer Stelle über sie, aber dann gibt es da noch den deutschen Housekeeper Jürgen, der sich in sie verliebt.

Von hellen Gärtnern und dunklen Swimmingpools
„Man konnte unmöglich glauben, dass jemand nicht aus seiner Verwirrtheit gerettet werden wollte“, glaubt Jürgen über Kitty. Aber er ist eben nur der Hausbesorger und als solcher obschon nicht wirklich ausgelastet nicht wirklich der Hellste unter den Sternen am südfranzösischen Abendhimmel der Riviera. „Ein Swimmingpool war nichts weiter als ein Loch in der Erde. Ein mit Wasser gefülltes Grab“, glaubt Jürgen und flucht, wenn beim Glühbirnenaustauschen. Für ihn war sie keine Dichterin, sondern ein Gedicht, diese Kitty und so mancher starb schon vor Verliebtheit an Blindheit. Aber das Gedicht ist kein Gedicht und Kitty tatsächlich keine Dichterin. Sie war viel eher eine Kotelydone, ein Keimblatt, das seine Grenzen ausloten musste, die ihr keiner zu setzen im Stande war. „Wenn man traurig ist, regnet es immer“. Und wir hoffen weiterhin, dass das Leben lebenswert ist, weil es irgendwann ja wirklich besser werden wird und „dass wir alle wieder wohlbehalten heimkehren“.

Deborah Levy
Heim schwimmen
Aus dem Englischen von Richard Barth
Wagenbach Quartbuch. 2013
168 Seiten. Gebunden mit Schutzumschlag
17,90 € / eBook 12,99 €
ISBN 978-3-8031-3247-5
sofort lieferbar
bestellenals ePub kaufen (12,99 €)

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2014-10-15)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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Verweise
> Gedichtband Dunkelstunden
> Neue Gedichte: fahnenrost
> Kunstportal xarto.com
> New Eastern Europe
> Free Tibet
> Naturschutzbund





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