Sie liebt die Sprache und das Experimentieren mit ihrem Reichtum, die in München lebenden Schriftstellerin Dagmar Leupold, die für ihren hier anzuzeigenden neuen Roman von der Jury auf die Longlist des Deutschen Buchpreises 2013 gesetzt wurde.
Auch ihre Protagonistin, die als Ich-Erzählerin auftretende etwa fünfzigjährige Minna liebt blumige Sprache, wie ihr Nachbar feststellen kann, der nach ihrem Tod Minnas Lebensgeschichte in einem Manuskript entdeckt, das neben ihrer Leiche liegt.
Es ist die Geschichte einer einsamen, aber nicht unsympathischen Frau, die als Nachhilfelehrerin in München ihr karges Brot verdient und ihr eher trostloses Singleleben mit gelegentlichen sexuellen Treffs mit dem Physiotherapeuten Frank aufhellt.
Als sie nach eine Suizidversuch, in den ihre schwere Melancholie mündete, bei einem Sanatoriumsaufenthalt in der Toskana einem italienischen Mäzen begegnet, bietet dieser ihr großzügige finanzielle Unterstützung als Schriftstellerin an, wenn sie nur eine Bedingung erfüllt: sie soll mit ihren Texten den Menschen Freude bringen.
Als Minna nach ihrer Rückkehr nach München irgendwann die Bekanntschaft einer alten Dame macht und sie nach deren Schlaganfall pflegt, das verändert sich langsam etwas in ihr. Ihre Melancholie verwandelt sich in so etwas wie Lebenssinn und – fülle. Sie lernt andere Menschen kennen, die genauso vereinzelt durch ihr Leben gehen wie sie und es entwickelt sich so etwas wie eine Gemeinschaft unter ihnen.
„Unter der Hand“ ist ein sensibler Roman, wortreich und gewandt und an vielen Stellen voller zarter Poesie.
Dagmar Leupold, Unter der Hand, Jung und Jung 2013, ISBN 978-3-99027-044-8
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2013-12-16)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.