„The Revolution is no dinner party, or writing an essay, or painting a picture, or doing embroidery; it cannot be so refined, leisurely and gentle, so temperate, kind, courteous, restrained and magnanimous. A revolution is an insurrection, an act of violence by which one class overthrows the other.“ Ein Western - oder wie immer sich „Todesmelodie“ korrekt einordnen lässt - mit einem Mao Tse-tung Zitat beginnen zu lassen, erfordert schon sehr viel Mut. Aber dafür ist Sergio Leone ohnehin bekannt und aufgrund der sein Filmschaffen begleitenden coolen Musik von Ennio Morricone auch beliebt. Der Bandit Juan Miranda (Rod Steiger) überfällt eine Postkutsche und vergewaltigt eine der Insassen, die sich zuvor noch in einem Gespräch über die Sexualität der Landbevölkerung lustig gemacht hatte. Der Überfall auf die Insassen der Kutsche wirkt natürlich deswegen besonders brutal, weil man diese schon „kennt“, also kommunizieren gehört hat, aber andererseits bekommen sie nun natürlich auch ihre „gerechte Strafe“ (natürlich rechtfertigt nichts eine Vergewaltigung) für ihren Standesdünkel. Der Bandenführer Juan ist besonders brutal und als er dem Einzelgänger John Mallory, einem Motorrad fahrenden irischen Nitro-Glyzerin-Experten (man beachte den Widerspruch!) John Mallory (James Coburn) begegnet, nimmt ihm dieser vorläufig etwas den Wind aus den Segeln. Die Begegnung ist zwar durchaus witzig dargestellt, aber die dünne Schicht Gewalt, die ihr unterlegt ist, tut bald ihre explosive Wirkung. Revolution auf eigene Rechnung
„Duck you sucker“ und dann fliegt die ganze Kutsche in die Luft, denn auch Mallory hat seinen Stolz und setzt diesen mit Nonchalence ein, bis auch Juan einlenkt: „Okay, okay, anything you say firecracker“ beschwichtigt er, denn er wittert eine neue Chance auf Bereicherung, wenn er diesen IRA-Terroristen zur Mitarbeit für „seine“ Revolution bewegen kann. „Revolution…confusion… what do you mean?“, murmelt Juan verwirrt, als John ihn mit Bakunins Buch „Patriotism“ politisieren will, „…when there`s confusion, a man who knows what he wants …chances are high of getting what he wants“, so das ganz persönliche Credo von Juan Miranda. Auch über Bücher will er nichts hören, denn die die Bücher lesen, fordern die, die keine lesen können, auf, eine Revolution zu machen, um sie dann erneut mit ihrem Wissen zu unterwerfen. „So please dont tell me about books“, meint Juan, der es satt hat, für andere den Kopf hinzuhalten. Elemente einer Westernkomödie finden sich ebenso in „Todesmelodie“, wie ein in Bonnie und Clyde Manier durchgeführter Bankenraub und ein Eisenbahnüberfall. Juan, der John auch als „chickenthief“, weil er redet immer mit Gott, „thats why hes a chickenthief“, ist auch der einzige der am Ende überbleibt, in Sergio Leones Parabel auf die Revolution. Der Regisseur als Revolutionär
Ursprünglich sollte „Giù, la testa“ (also zu Deutsch etwa: „Runter mit dem Kopf!“) eigentlich „C`era una volta una revoluzione“ heißen, also als Teil der Triologie von „Spiel mir das Lied vom Tod“ („C`era una volta il West“) und „Es war einmal in America“ („C`era una volta in America“). Aber Leone entschied sich dann doch für „Kopf, runter!“. Die „Es war einmal“-Triologie Sergio Leones wurde 1968, 1971 und 1984 gedreht und können durchaus als politisches Statement verstanden werden, denn während auf den Straßen Europas Revolution gemacht wurde, drehten manche halt lieber Filme und machten so ihre ganz eigene Revolution, ganz so wie der Protagonist Juan Miranda es machte. Neben der Dollar-Triologie (Per un pugno di dollari, 1964; per qalche dollaro in più, 1965 und Il buono, il brutto, il cattivo, 1966) gehört die „C`era un volta“-Triologie – auch wenn sie nicht als solche geplant war – zu den einzigartigsten Dokumenten ihrer Zeit, zudem jeweils mit einem Soundtrack versehen, der Geschichte schrieb.
Sergio Leone
Todesmelodie
Originaltitel: Giù la testa/Duck You Sucker aka A Fistful of Dynamite
157 Minuten, BluRay 1971/2014
Musik: Ennio Morricone
MGM/Twentieth Century Fox
Mit Rod Steiger, James Coburn, Maria Monti
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2015-01-13)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.