Der neue Roman von Ulla Lenze spielt in Istanbul und in Mumbai. Für kurze Zeiten hält sich seine eine Protagonistin auch in Berlin und Hannover auf. Sie heißt Holle Schulz und hat zu Beginn des Buches ein Stipendiat in Istanbul, wo sie den Besitzer eines Dönerladens, Celal, kennenlernt und sich in ihn verliebt. Was sie genau an ihm findet, außer gutem Sex, hat sich mir nicht erschlossen. Klarer ist ihre Beziehung zu dem reichen Geschäftsmann Christoph Warnka, den sie ebenfalls in Istanbul kennenlernt. Er ist Manager eine Baufirma, die in Istanbul und in Mumbai tätig ist.
Er möchte sie fördern, und kauft etliche Bilder von ihr. Neben ihrer Kunst scheint er auch durchaus Interesse an ihrer Person zu finden. Er lädt Holle nach Mumbai ein, von wo die aber bald wieder nach Istanbul flieht. Ihre Wohnung in Mumbai indes vermietet sie schnell an eine deutsche Journalistin namens Theresa. Mit ihr führt Ulla Lenze eine zweite weibliche Protagonistin in ihrem Roman ein, die in Mumbai für ein Magazin an einer Indienstory arbeitet, mit der sie aber sehr unzufrieden ist, "weil kein Text jemals dem gerecht wird, was wirklich ist."
Man kann das durchaus auch lesen als Selbsteinschätzung der Autorin mit ihrem Werk, das mittels der Hauptfiguren begreifen möchte, was die Seele der beiden Städte ausmacht. Auch sich selbst versuchen die beiden Frauen, die sich übrigens an keiner Stelle des Buches jemals begegnen. An einer Stelle schreibt Ulla Lenze dazu: „Jede Stadt ruft eine Gestalt deiner selbst wach.“
In insgesamt 26 Kapiteln beschreibt Ulla Lanze, was den beiden Frauen in diesen Großstadtdschungels widerfährt und sie lässt die Handlung in der Niederschlagung der Gezi-Proteste in Istanbul einen vorläufigen Höhepunkt finden.
Mit einer bildhaften, kontrastreichen Sprache schildert Ulla Lenze das Leben zweier ungewöhnlicher Frauen, ungewöhnlich wie sie selbst.
Ulla Lenze, Die endlose Stadt, Frankfurter Verlagsanstalt 2015, ISBN 978-3-627-00210-7
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2015-03-23)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.