Seit den 1979 erschienenen "Liebesgedichten" von Erich Fried, die sich in den Folgejahren 150.000 mal verkauften, hat ein Band mit Liebesgedichten nicht mehr einen solchen Erfolg gehabt wie das vorliegende kleine, in jede Handtasche passende Büchlein von Michael Lentz "Offene Unruh".
In zehn Zyklen ("du bleibst" und "gar kein gestern mehr" sind die ersten beiden überschrieben) hat der fünfundvierzigjährige Lentz hundert Gedichte zusammengefasst, von denen eines schöner ist als das andere. Viele lesen sich auf den ersten Blick wie Gelegenheitsverse und zeigen doch bei näherem Hinschauen eine ausgeklügelte Struktur. Andere wiederum betonen die formale Strenge und erschließen ihren emotionalen Gehalt erst spät.
Das Gedicht, das mich persönlich am meisten angesprochen hat, sei hier zitiert auch als ein Beispiel für die Lyrik von Michael Lentz, von der man auch in einigen Jahren noch sprechen wird:
"ich bin trunken
von klarem wasser
und das wasser macht mich trunken
wie dein klares wort
und dein wort
macht mich rasen und ich rase
auf der stelle gegen mich
ich bin nur ein bisschen
und es wird dir ein leichtes
mich ganz zu schlucken
so dicht hänge ich neben dir
[...]"
Eine wahre Schatzkiste wunderbarer Liebes-Lyrik.
Michael Lentz, Offene Unruh, S. Fischer 2010, 978-3100439260
[*] Diese Rezension schrieb: pubaer (2011-02-28)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.