„Wenn man das Feuer dort löscht, wo es begonnen hat, kann es nicht nach oben dringen“, lehrte der Vater von Patrick Kenzie seinen nunmehr als Privatdetektiv arbeitenden Sohn. Der Vater von Patrick war Feuerwehrmann und als Vater gewalttätig, worunter Patrick auch als inzwischen 35-jähriger gereifter Mann leidet. Denn auch er kennt die Wutausbrüche seines Vaters in ihm selbst. Auch er empfindet Wut und Ärger über die Grausamkeit der Welt, nur wendet er sie nicht – wie sein Vater - gegen andere, schwächere, sondern vor allem gegen sich selbst. Aber auch eine Reihe dunkler Gestalten die in vorliegendem abgründigen Kriminalroman in großer Vielzahl auftreten und mit ebenso viel Halali und Gebrüll untergehen, wie sie auch auftauchten.
Das Schläfer-Motiv
Seine Partnerin, Angie Gennaro, ist die Nichte eines Mafia-Bosses und das rettet den beiden nicht nur einmal das Leben. Aber die Mafia sind nicht die wirklich Bösen, in diesem Roman, der vor grausamen Beschreibungen bestialischer Morde nicht zurückschreckt, sondern vielmehr eine Reihe von Serienkillern, hinter denen eine dunkle Gestalt aus den Schultagen von Kenzie steckt. Dennis Lehane verwendet gerne das Schläfer-Motiv – wie man es auch aus Verfilmungen seiner Bestseller kennt. Die sorglosen Tage der Kindheit und Jugend holen jeden früher oder später wieder ein – wenn man lange genug dafür lebt. „Es geht um den Schmerz. Wie viel davon spüre ich, wie viel teile ich aus.“ Einfache Worte, die Kenzie wie in Stein gemeißelt vorkommen und ihn zurück in sein altes Viertel führen, wo das Leben von Armut und Schmerz geprägt war.
Sex, Liebe und Gewalt
Eine Bürgerwehr trieb damals ihr Unwesen und die Gewalt die sie säten, holt sie nun ein. Denn zwanzig Jahre später fallen die Mitglieder der EEPA (Edward Everett Protection Association) wie Dominosteine. Auch Patrick’s Vater war bei der Bürgerwehr. Aber er ist Gottseidank schon lange tot. Selbst das FBI schaltet sich in die Ermittlungen ein und Kenzie & Gennaro haben alle Hände voll zu tun ihr eigenes Leben und das ihrer Angehörigen zu schützen. Das gelingt ihnen nicht ganz, aber dafür führt sie der Schmerz des Verlustes zueinander. So wird etwa Patrick Kenzie von allen Seiten bedroht, selbst seine Geliebte Grace und ihre kleine Tochter Mae müssen dafür bezahlen, dass er sein Leben der Gewaltbekämpfung gewidmet hat. Und wie bekämpft man Gewalt am besten? Mit Gegengewalt? „Wenn man das Feuer dort löscht, wo es begonnen hat, kann es nicht nach oben dringen“, lehrte ihn sein Vater und Patrick muss bald von dem Menschen, den er am meisten hasst, eine Lektion lernen. Sein Privatleben zerbricht ebenso wie sein mühsam aufrecht erhaltenes Berufsleben. Aber es gibt Hoffnung und diese Hoffnung heißt: Angie. Ein packender Thriller aus dem Hause Dennis Lehane: Sex, Liebe und Gewalt mit einem Schuss Independent Musik der Neunziger.
Mit Hilfe des FBI können die beiden Privatdetektive – die entgegen vieler Vermutungen nichts miteinander haben – eine rätselhafte Serienmordserie aufklären. Eine Bürgerwehr aus den Siebzigern spielt dabei ebenso eine Rolle wie die unaufgearbeitete Vater-Sohn-Beziehung des Ich-Erzählers. Wie immer bei Lehane: ganz großes Kino!
Dennis Lehane
Dunkelheit, nimm meine Hand
Ein Fall für Kenzie & Gennaro
Roman.
Diogenes
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2017-07-09)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.