„Ich habe kein Ziel. Ich lasse mich einfach irgendwohin treiben. Ich kenne das berauschende Hochgefühl des Sieges und auch den nagenden Schmerz der Niederlage. Doch ich werde nie aufhören, nach der Oase der Vernunft in dieser Wüste des Wahnsinns zu suchen, die der Mensch `Erde´ nennt. Denn das schlimmste Schicksal inmitten all der Welten und Sterne…ist es für immer allein zu sein.“ Norrin Radd alias der Silver Surfer hat die Menschen zwar von dem selbsternannten Gott Galactus befreit, aber sein Schicksal ist es dennoch, allein zu bleiben, denn aufgrund seiner kosmischen Kräfte ist er den Menschen so weit überlegen, dass sie ihn unwillkürlich zu ihrem Herrscher und Führer wählen würden. Und genau das will der Silver Surfer verhindern, denn nachdem Galactus abzieht, sind seine Forderungen so dreist, dass es selbst den Menschen zu viel ist und sie ihn wieder vertreiben. Nur der Fernsehprediger Colton Candell, der im Kampf gegen Galactus seine Schwester verloren hat, kennt das Geheimnis des Silver Surfers und seine Einsamkeit. Macht vs. Liebe
Eigentlich war der Silver Surfer selbst ein Herold des Galactus und als dieser die Erde überfällt, stellt er sich seinem einstigen Herrn entgegen, denn dieser versprach, sie nicht zu zerstören. Dass die Menschen sie aber selbst zerstören, amüsiert ihn und so kann er ebenso gut dabei mithelfen und sich zu Gott erklären lassen. Erst als die Menschen sich vereinen und gegen ihn handeln, sieht er seinen Irrtum ein und verlässt den Planeten wieder. Gott ist gerecht. Zumindest dieser „Gott“, denn er will niemanden zu seinem Glück zwingen. Die „Parabel“ der Geschichte liegt natürlich im Kampf gegen die Macht, denn diese kann keine Liebe beinhalten, sondern bringt nur Zerstörung und Wut. Der Fernsehprediger, der sich schnell auf die Seite des Invasoren stellt, macht aus Galactus ebenso schnell eine Religion und sich selbst zu ihrem Verkünder, wie er ihn später verleugnet. Allzu schnell sind die Vertreter des Glaubens auf der Seite der Mächtigen und vergessen, dass es dort keine Liebe geben kann. Denn das sind die Antagonismen des Menschengeschlechts: Macht und Liebe. Joint Venture Frankreich USA
„Ganz schön 80iger“ könnte man sagen, denn die Koproduktion zwischen Moebius und Stan Lee, also Frankreich und USA, wurde auf Deutsch erstmals im Jahre 1988 verlegt. Damals sprach man noch vom Gleichgewicht der Kräfte und dann auch wieder von Koexistenz. Zusätzlich sind im Anhang einige Geschichten über die Entstehung der Geschichte zu lesen, darunter Moebius Gedanken über die Zusammenarbeit, das „Fremdlettering“ und weitere Angaben zu seinem Stil und seiner Auffassung von der achten Kunst. Ein Hochgenuß für Kenner dieser Kunst, einmalig und unschlagbar, einfach „göttlich“.
Stan Lee, Moebius
Silver Surfer - Parabel
Verlag Panini
ISBN 10 386201987X
Preis 16,99 €
Hardcover, 84 Seiten, www.paninicomics.de
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2014-08-07)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.