Ihr letzter Roman „Kurz bevor das Glück beginnt“, das in Frankreich Hunderttausende von Lesern fand, war ein richtig guter und anspruchsvoller Liebesroman, der mich sehr bewegte.
Es war ein Roman ohne Kitsch, der Menschen zeigte, die es nicht leicht haben in ihrem Leben, Menschen, die kämpfen um ihr Leben und ihre Liebe, die nach Tiefschlägen wieder aufstehen und den Mut nie sinken lassen. Ein Buch, das erzählt von tiefem Leid und großem Glück und dass man das eine nur erfährt, wenn man das andere anzunehmen bereit ist. Eine Hymne an das Leben und die große Kraft der Liebe.
Entsprechend war ich auf den vorliegenden neuen Roman gespannt, der in Frankreich 2014 erschienen ist und ich wurde wieder nicht enttäuscht. Der Roman erzählt in sehr kurzen Kapiteln, in denen die handelnden Personen abwechselnd in der Ich-Form die Handlung voranschreiten lassen, die Geschichte der Krankenschwester Juliette und des Feuerwehrmanns Romeo. Juliette übt ihre Tätigkeit gerne aus und denkt in deren Zusammenhang oft an die Weisheit ihrer geliebten Großmutter Malou, nach der es keinen einzigen Zufall gibt im Leben, „denn unser Leben ist vorgezeichnet“. Am Ende des Buches wird sie von der Wahrheit dieses Satzes überzeugt sein.
Das Buch beginnt damit, dass ein bei einem Einsatz schwer verletzter Feuerwehrmann auf die Intensivstation kommt, in der Juliette arbeitet. Man weiß nicht, ob er überleben wird. Doch mit unendlich viel Empathie und Einsatz versucht Juliette ihm zu helfen. Sie steht Romeo über viele Woche bei in seiner Angst, tröstet ihn und macht ihm Mut. Romeo hat eine kleine Schwester namens Vanessa, die während seiner Rekonvaleszenz bei seinem Chef unterkommt, immer wieder unterstützt von Juliette, die dafür weit über die Grenzen ihrer Kompetenzen geht.
So sehr Juliette sich um andere kümmert, so sehr vernachlässigt sie sich selbst. Sie hat einen bisher unerfüllten Kinderwunsch, und lebt mit einem Partner zusammen, der diese Sehnsucht nach einem Kind nicht teilt und sie im Gegenteil sehr schlecht behandelt. Doch sie ist abhängig von ihm.
Romeo verlässt irgendwann die Intensivstation und als er zu einer Reha aufbricht, beschränkt sich der Kontakt zu Juliette auf Briefe. Doch Juliettes Partner setzt dem bald schon ein heftiges Ende.
In eingestreuten Tagebucheintragungen von Juliette erfährt der Leser, wie unglücklich Juliette darüber ist. Aber auch Romeo gibt nicht auf. Er kann seine Juliette einfach nicht vergessen.
Wieder ein schöner, bewegender und durchaus spannender Liebesroman mit literarischer Qualität, durch den man wegen der knappen Kapitel und der ständig wechselnden Erzählperspektiven regelrecht fliegt….
Agnes Ledig, Das Einzige, was jetzt noch zählt, DTV 2016, ISBN 978.-3-423-26108-1
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2016-11-07)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.