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Jean-Jacques Langendorf - Krieg führen: Antoine-Henri Jomini
Buchinformation
Langendorf, Jean-Jacques - Krieg führen: Antoine-Henri Jomini bestellen
Langendorf, Jean-Jacques:
Krieg führen:
Antoine-Henri Jomini

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(Bücher frei Haus)

Eine umfangfassende wissenschaftliche Arbeit, keineswegs trocken oder langweilig, sondern eine äußerst spannende und verständliche Publikation erwartet den Leser, besonders wenn er sich schon für Clausewitz interessiert hat!

Der Schweizer Antoine-Henri Jomini (1779 - 1869) gilt neben Carl von Clausewitz als der wichtigste Militärtheoretiker und -historiker des 19. Jahrhunderts, dessen Einfluss bis heute, vor allem in den Vereinigten Staaten, spürbar ist und durch dieses Grundlagenwerk weitere Auseinandersetzung in Europa erfährt. Prof. Jean-Jacques Langendorf, Autor zahlreicher militärhistorischer Werke, For-schungsdirektor beim "Institut de stratégie comparée" in Paris, befasst sich mit den verschiedenen Aspekten des Wirkens von Jomini, dem als bedeutendsten Historiker der Revolutionskriege und Na-poleons 2007 eine Ausstellung im Schweizer Armee Ausbildungszentrum gewidmet wurde.

Die deutsche Übersetzung der Originalausgabe: „Faire la guerre : Antoine-Henri Jomini“ enthält zu-sätzlich einige zwischenzeitlich gewonnenen Erkenntnisse aufgrund neuer Dokumente und besteht aus zwei Teilen: einer Chronik, die Jomini vor dem Hintergrund seiner Epoche zeigt, und der Analyse seiner Theorien und Wirkungsgeschichte.

Das ursprünglich nicht geplante biographische Dossier „Chronik, Stellung und Charakter“ reiht keine nackten Zahlen und Tatsachen aneinander, sondern lässt erzählerisch die Persönlichkeit und den zeitgeschichtlichen Kontext nacherleben. Die Chronik in sich stellt schon eine eigenständige wissen-schaftliche Arbeit dar. Die praktischen Fußnoten an den Seitenenden vertiefen und verdeutlichen angenehm hilfreich die dargestellten historischen Begebenheiten und Akteure. Es steckt viel Anregung für zukünftige wissenschaftliche Arbeiten in dieser lese-süchtig machenden Chronik, die nicht mit dem Tod Jominis endet, sondern die Wirkungsgeschichte weiterführt bis 1920.
Langendorf fokussiert auch Jominis permanent hintergründige quälende eigene Auseinandersetzung mit seinem Seitenwechsel von Napoleon zu den Russen und verdeutlicht die Jomini stets antreibende Spiegelung und Rivalität zu Clausewitz, der ursprünglich in seinem Schatten stand.
Die Chronik schließt mit einer Bewertung und Charakterisierung Jominis.

Der zweite Teil des Buches untersucht Jominis Interesse an Politik und sein Eingebundensein in die politischen Entwicklungen, denn Jomini nimmt in der zweiten Hälfte des 19. Jhd. eine zentrale Stellung ein durch die außergewöhnliche Quantität und hohe Qualität seiner Werke.

Die Gegenüberstellung zu Clausewitz durchzieht den gesamten zweiten Teil des Werkes und in mehreren längeren Kapiteln wird der direkte Vergleich zu Clausewitz geführt. Dies soll helfen, Jomini besser einzuschätzen, dessen Hauptwerk „Précis de l’art de la guerre“ in starkem Bezug auf Clausewitz‘ etwas früher erschienenem Buch „Vom Kriege“ veröffentlicht wurde. Der wesentliche Unterschied liegt laut Langendorf in der geistigen Art der Annäherung an Probleme und der unterschiedlichen Auffassung des Kriegsphänomens. In Referenz hierzu wurde der Titel des Werkes „Krieg führen“ bewusst gewählt als Gegenstück zu Raymond Arons Werk über Clausewitz „Den Krieg denken“. Langendorf will aufzeigen, dass Clausewitz‘ Überlegungen größtenteils dem Nachdenken über das Wesen des Krieges gelten, während Jomini dagegen reflektiert, wie man Krieg führt und den Kriegsverlauf versteht. In der Geschichtsschreibung, den Berichten über Feldzüge wolle Clausewitz Eindrücke vermitteln, während Jomini seinen Berichten die politische Dimension hinzu fügt, um diese Bereiche dann strikt zu trennen.
Des Weiteren untersucht Langendorf die Lektüre, mit der sich Jomini als Autodidakt beschäftigte, und setzt sich mit seiner Arbeitsweise, und dabei besonders mit der Entstehung und der Bedeutung seines Hauptwerkes „Précis“, auseinander. Ergänzt wird die wissenschaftlichen Untersuchung Jominis durch die zeitgenössische Kritik und eine Reflexion über seine Anhänger, Kontrahenten und Kommentatoren.

Das Resümee Langendorfs zeigt Jominis zeitgenössische und aktuelle Bedeutung auf in Fragen der modernen Kriegsführung. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist der Hinweis auf Jominis Inte-resse an Seefragen und der Rolle der See in der Landstrategie: Im „Précis“ widmet Jomini einen ganzen Artikel ausschließlich den seltenen und schwierigen Landungen und greift zurück auf seine Zu-sammenfassung aller historischen Seeunternehmungen von der Antike bis zur Expedition vor Algier 1830.

Dieses Buch ist eine hervorragende wissenschaftliche Schrift, die man nach dem ersten Anlesen nicht wieder aus der Hand legen möchte. Sie liest sich so angenehm wie eine spannende Fortsetzungsge-schichte, interessant und unterhaltsam geschrieben, so dass sie auch den Einsteiger und Laien sehr gut ansprechen kann. Wenn hier etwas fehlt, dann höchsten die Seitenverweise im umfangreichen Namensregister am Ende des Buches.

Eindeutige Kauf- und Leseempfehlung!

[*] Diese Rezension schrieb: Dr. Eberhard Hemmen (2010-11-01)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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