„Fac ut ardeat“ steht zu Beginn dieses mehr als 500 Seiten fassenden Zweitlingswerks über Kunst, Rote Brigaden, Gummi und die Liebe. Die Protagonistin verliebt sich in den Sohn eines italienischen Reifen-Fabrikanten, der seinen Reichtum vor allem des Abbaus von Gummi und der damit verbundenen Ausbeutung der Indigenas verdankt. Aber auch zu Hause in Italien ruft seine Politik in den bewegten 70ern Widerstand hervor und so wird einer seiner Söhne kurzerhand entführt. Dummerweise hat die Protagonistin nach der unsanften Trennung vom ersten Sohn ein Verhältnis mit genau dem Terroristen, der vermutlich für die Entführung verantwortlich ist und so wird die Handlung besonders gegen Ende ziemlich kompliziert und man bekommt ein bisschen das Gefühl, dass die Autorin doch noch etwas mehr Zeit gebraucht hätte, ihre Story zu Ende zu erzählen.
Doomed to fail
„Wer die Liebe einfach haben will, will eigentlich gar keine Liebe“, so Reno, die Protagonistin und passionierte Motorradfahrerin, die bald die Bezeichnung „Mustang Ranch“ weniger romantisch findet, als sie erkennen muss, dass es sich dabei um ein Puff handelt. Der Roman, der zwischen New York, Nevada und Italien spielt, legt die Koordinaten eines alten Beziehungssystems neu fest. Natürlich steht im Zentrum die Liebesbeziehung, aber es geht darüber hinaus auch um die Unmöglichkeit der Liebe, wenn dieser gesellschaftliche Grenzen gesetzt werden und beweist so, dass Herkunft eben doch eine wichtige Rolle spielt. Aber das ist ohnehin das Thema vieler Opern und Theaterstücke und auch Reno weiß, dass diese Geschichte doomed to fail ist. Dennoch: wer klammert sich nicht gerne an Hoffnungen?
Das Feuer in der Nacht
Eine interessante Anekdote erzählt von dem Österreicher Reder, der während des Regimes in Deutschland Männer, Frauen und Kinder bei lebendigem Leib verbrannt hatte. Walter Reder legte eine Feuerspur quer durch Mittelitalien und hatte eine von einem Lederhandschuh bedeckte künstliche Hand, die ausgerechnet Jahre später vom Verteidigungsminister der Zweiten Republik geschüttelt wurde. „Geschichte ist ein verdammt gefährlicher Ort“ und auch Reno weiß das. „Gib, dass es brenne“ (Fac ut ardeat) ist natürlich auf die vermeintliche Umwälzung einer Ordnung gemünzt, die so etwas ermöglicht hat. Dass sich die einen auf Kosten der anderen bereichern und dafür nicht einmal bezahlen müssen. Dass die einen 20 Stunden lang Gummi abbauen, und die anderen dafür Motorrad fahren. Aber man kann auch gegen das System von dem man profitiert, oder etwa nicht? Reno zeigt wie es geht. „In girum imus nocte et consumimur igni“ heißt es in einem bekannten italienischen Palindrom: „Wir irren des Nachts im Kreis umher und werden vom Feuer verschlungen“. Flammenwerfer: ein sehr nachdenklicher Roman über das Leben und die Liebe. Mit viel Feuer.