Als Dr. Peter Kurz im Sommer 2007 zum Mannheimer Oberbürgermeister gewählt worden war, da hatte er trotz seines immer noch jungen Alters schon viel erlebt in Sachen Kommunalverwaltung. Nach zehn Jahren Fraktionsvorsitz und noch einmal acht Jahren Fachdezernent für Bildung, Kultur und Sport kannte er die Verwaltung von innen wie außen und wusste um ihre neuralgischen Punkte. Da war es folgerichtig und dennoch mutig, nach der Wahl zum Oberbürgermeister mit einer Agenda von 40 Projekten aufzuwarten, um die Steuerung einer Kommunalverwaltung neu zu denken.
Es ging dabei vor allem um die Frage, inwieweit wir hier in Deutschland überhaupt gewohnt sind, politisches Handeln zu evaluieren. In der Regel reicht es aus, Geld in bestimmte Strukturen zu stecken, um das Gewissen zu erleichtern. Die Frage nach dem, was dabei heraus kommt, d.h. welche Ergebnisse erzielt werden, wird in der Regel nicht mehr gestellt.
Kurz ließ eine Strategie entwickeln, die sich nicht aus den Beliebigkeiten des Mainstreams bediente, sondern die zu seiner Stadt Mannheim aufgrund einer ehrlichen Stärken- und Schwächenanalyse passte. Da spielen Begriffe wie Bildungsgerechtigkeit und Integration eine ebenso wichtige Rolle wie wirtschaftspolitische Fragen und Ziele der Stadtgestaltung. Die Handlungsparameter, d.h. die Messgrößen, an denen gelesen werden kann, ob sich die Stadtverwaltung auf dem richtigen Weg befindet, um die politischen Zielsetzungen zu erlangen, wurden und werden entwickelt und sind das Herzstück des gesamten Prozesses.
Das Buch gibt Aufschluss über den einzigartigen Reformprozess, vor allem für jene, die sich dafür interessieren, wie man der wachsenden Depression in den Kommunen, deren existenzielle Rahmenbedingungen immer mehr in Auflösung begriffen sind, entgegentreten kann.
In sehr abwechslungsreichen Beiträgen kann man sich ein Bild machen über Aufwand, Hürden und Widerstände, aber eben auch Erfolgsstrategien. Da geht es um die wichtige Frage der Mitarbeiterkommunikation, vom Internetauftritt bis zu Dialogreihen und Mitarbeiterbefragungen, da werden Einblicke gewährt in die Art der Beratung, d.h. inwieweit hat sich der Aufbau einer internen Unternehmensberatung bewährt und wo war und ist externe Expertise unabdingbar. Und man bekommt ein durchaus glaubwürdiges Bild über die politischen Irritationen und strukturellen Chancen, die so ein mutiger Versuch hervorruft.
Wer sich für die Zukunft der kommunalen Selbstverwaltung in Deutschland interessiert, der kann dieses Buch nicht ignorieren!
[*] Diese Rezension schrieb: Gerhard Mersmann (2010-05-06)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.