Nicht erst seit kurzem ist das Wort Burnout ein Begriff. Allerdings in zunehmendem Maße und mit hoher Geschwindigkeit greif es um sich, dass Menschen sich außer Puste fühlen und mehr und mehr mit innerem Stress auf das hohe Arbeitstempo, die Angst vor persönlichem Absturz und die allgemeine Schnelligkeit der Zeit reagieren.
Das Gefühl innerer Überforderung greift um sich, ohne dass oft frühzeitig eine Sprache dafür gefunden wird. Das Image eines souveränen und dynamischen Menschen bleibt immer noch als Idealform im Vordergrund, hinter die man oft nicht ohne Not zurückfallen möchte.
Allein schon der von Gabriela Krypta entfaltete Prolog mit einem Tagesprotokoll macht deutlich, dass die Gefahr einer Überforderung durch das Leben selbst bei weitem nicht nur Workaholics bedroht, sondern in fast jedem Leben der modernen Welt als Möglichkeit im Raume schwebt. Diese Form des Prologs entspricht der eigenen Zielsetzung der Autorin, eine praxisnahe Auseinandersetzung mit dem Thema Erschöpfung in den Raum zu setzen. Und aus der eigenen Praxis heraus spricht Gabriela Krypta merkbar, eigene Burnout Erfahrungen finden einen eindrucksvollen Niederschlag in diesem flüssig und kompetent geschriebenem Buch. Eindrucksvoll vor allem gerade im Blick auf die große Angst zu Beginn eines Burnouts, überhaupt stehen zu bleiben. Stillstand ist die größte Gefahr, so scheint es, und eine Vielzahl innerer Mechanismen verhindert es, frühzeitig anzuhalten und Atem zu holen, um eine sich anbahnende Überlastung überhaupt als solche erkennen zu können.
Im Aufbau des Buches wendet sich Gabriela Krypta zunächst der wichtigen Frage des Tabus zu und verschweigt auch nicht den vordergründigen Nutzen der quasi Ächtung des Burnouts, verweist allerdings eindrücklich auf die langfristigen Folgen dieses kurzfristigen Ausweichens vor dem unliebsamen Thema. Umfassend wendet sie sich sodann der Definition und, ihrem Ansatz entsprechend, der praktischen Beschreibung des Burnouts zu. Hier ist ebenfalls Platz für die Benennung klassischer Burnout Fallen wie unrealistische Ziele, Sackgassen und das Bild von sich selbst als vermeintlicher „Steher Typ“.
All dies bereitet den hervorragend umsetzbaren, praktischen Teil des Buches vor. Umfassend beschreibt sie die einzelnen Burnout Phasen, aber auch die Möglichkeiten, aus diesen Fallen den Weg zurück wieder zu finden. Der umfassendste Teil des Buches beschäftigt sich in vielfacher Weise mit der Berufswelt und verhilft mit den vielfachen Beispielen gut zu einer eigenen Einschätzung im Blick auf Burnout Signale.
Zum Ende des Buches hin differenziert Krypta die verschiedene, geschlechtsspezifischen Entwicklungen des Burnouts prägnant heraus und bietet im abschließenden Kapitel wertvolle Hinweise für eine Prävention. Von der Selbstreflexion, einer Ausweitung der eigenen Fehlertoleranz über die Kraft zum Loslassen bis hin zur Wahrnehmung externer Begleitung reichen hier die vielfältigen Möglichkeiten, besser auf sich zu achten und an der eigenen Selbstachtung aktiv und zielgerichtet zu arbeiten.
Der Ausblick des Buches zu guter Letzt wird von ihr feinfühlig und mit der Möglichkeit zu einer eigenen Einschätzung gestaltet.
Burnout ist ein allgemeines Problem mit individuellem und je persönlichem Erscheinungsbild. Das Buch von Gabriela Krypta ist ein wichtiger Wegweiser nicht nur für einen eigenen Umgang mit den oft erschöpfenden Gegebenheiten des modernen Lebens, sondern auch für eine Durchbrechung des Tabus und einen allgemein offenen und konstruktiven Umgang mit diesem sich rasch entwickelndem Thema.
[*] Diese Rezension schrieb: Michael Lehmann-Pape (2010-09-09)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.