Die Nibelungen gehören wie keine andere Legende zum kulturellen Erbe Europas. Sachsen, Burgunder und Dänen spielen in ihr ebenso eine Rolle, wie Drachen und Hunnen. Heldentum, Treue und Ehre sowie Weiberzank, Zwietracht und Rache sind die Ingredienzien die die deutschen Heldensagen auch heute noch einem spannenden Lesestoff machen, besonders dann wenn er einem so gekonnt und unterhaltsam vorgetragen wird wie in diesem Hörbuch von Hans-Jürgen Krumpholz.
Siegfried ist der stolze Recke, der - von einer unglaublichen Stärke gesegnet - so manche Herausforderung annimmt und jeden besiegt. Er ist unverwundbar und sogar so edel, dass er sich von seinen eigenen Leuten aufs Kreuz legen lässt. Außerdem ist er der Besitzer des sagenhaften Schatzes der Nibelungen, einer Tarnkappe und nicht zuletzt des Schwertes „Balmung“. Erst half er König Gunther und Hagen, doch diese beseitigen ihn bald und zurück bleibt seine rachsüchtige Gattin Kriemhild, die alles tut, um ihre Widersacher zu beseitigen. Sie heiratet sogar Attila, den Hunnenkönig und dieser – von edlem Geblüt – erweist sich als ritterlicher als die meisten Ritter, zumal ritterlicher als seine Frau Kriemhild, die nur ihre Rache im Sinne hat und dafür jedes menschliche Maß verliert. Selbst ihre Brüder Giselher und Gernot („Was ist nur aus unserer Schwester geworden?“, fragen sie sich zuvor, noch ahnungslos, wessen Schicksal bald auch sie ereilen wird.) müssen büßen, denn obwohl sie zwar am Verbrechen, der Ermordung Siegfrieds nicht beteiligt waren, taten sie dennoch auch nichts, es zu verhindern und sind deswegen ebenso schuldig wie Gunter oder Hagen.
Beim Showdown in Wien kommt es zu einem „ruhmvollen Ende der Burgunder“, vor deren Tapferkeit selbst Attila seinen Hut zieht. Am Ende bleibt einzig und allein Hagen über. Hier intoniert der Sprecher sehr eindringlich Kriemhilds: „Aber HAGEN, Hagen lebt noch!“ und wiederholt es einige Male, dass einem das Blut in den Adern stockt. Tatsächlich eine Meisterleistung des Sprechers.
Dieser ist jedenfalls selbst im Augenblick und Angesicht seines Todes um keinen Scherz verlegen. So vermag er es, Kriemhild auch jetzt noch ein letztes Mal hinters Licht zu führen. Da nur er und sein König Gunter wissen, wo der Schatz der Nibelungen im Rhein versenkt ist, provoziert er Kriemhild mit einer letzten List. „Solange mein König lebt, werde ich es keinem verraten, wo der Schatz liegt!“ Kriemhild veranlasst sofort die Tötung Gunters und so bleibt nur mehr Hagen, der das Geheimnis mit in sein Grab nimmt. Kriemhild schlägt ihm eigenhändig den Kopf ab, worauf Hildebrandt auf dieselbe Weise mit Kriemhild verfährt. Am Ende resümiert Attila: „Sohn und Weib habe ich verloren! Und doch, ich zürne ihm nicht, dass er`s getan hat“. Selbst einen Attila können deutsche Frauen das Fürchten lehren, meint man als Moral zu vernehmen. Aber hören Sie selbst, welchen Reim Sie sich auf die Heldensage machen wollen! Einige Details der Sage können einen tatsächlich auch heute immer wieder überraschen und sind teilweise sogar unfreiwillig komisch. Etwa wenn Siegfried, der edle Held, von den Königen der Zwerge gefragt wird, wen er denn zum König machen würde und er kurzerhand beiden die Köpfe abschlägt. So kann es gehen, wenn man sich mit Entscheidungen schwer tut. Auf den Held der Deutschen wirft dies aber eher ein dumpfes Licht: war Siegfried etwa geistig beschränkt?
In „Elsa und der Schwanenritter“, die Sage, die von Richard Wagner in eine Oper unter dem weitaus bekannteren Namen „Lohengrin“ vertont wurde, wird die Geschichte des Herzogs Robert von Brabant (Cleverland)erzählt, dessen Frau früh verstarb, was ihn dazu veranlasste, nach Jerusalem zu ziehen, um dort den Heldentod zu erleiden. Seine wunderschöne Tochter Elsa, hatte er dem Burgherrn Gerhard anvertraut, der diese nach des Herzogs Ableben sofort ehelichen möchte. Aber nur über ihre Leiche! Sie vertraut sich ihrem Oheim Heinrich an, der nichts Besseres weiß, als sich selbst das Herzogtum seines Bruders einzuverleiben und Elsa ins Kloster zu verbannen. Doch zuvor naht noch Rettung in Gestalt des edlen Recken Lohengrin, den man nur eines nicht fragen darf: woher er kommt. Elsa und er bekommen drei Söhne, Reinhard, Reinhold und Reinbert und jeder stellt dieselbe Frage, bis sie schließlich auch Elsa an Lohengrin stellt.
Auf weiteren sechs CDs hören Sie die Legenden um König Rother, , Gudrun, Roland und Walther und Hildegund. Unterhaltung und so manche unerwartete Überraschung garantiert!
Deutsche Heldensagen
Wie Siegfried den Drachen tötete und weitere kühne Abenteuer
Nibelungen, Dietrich von Bern, Wieland, der Schmied, u. a.
Hörbuch
2007
Eichborn Verlag
8 CDs 658 Min.
ISBN: 978-3-8218-5488-5
24,95.-
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2008-12-06)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.