Das Traumpaar des europäischen Kinos wird von Günter Krenn als wahre Amour fou beschrieben, denn gerade aufgrund der Kürze ihrer Beziehung – sechs Jahre – lässt sich dieser Ausdruck vortrefflich anwenden. Hinzugesagt werden muss aber, dass die beiden auch nach dem Ende ihrer Beziehung, immer noch eine lebenslange Freundschaft verband, denn Alain half Romy in allen ihren Krisenzeiten bis zu ihrem verfrühten Tod mit Rat und Tat. „Das, was der Verliebte liebt, ist die Liebe. Eine sehr schöne Droge zwar, doch das richtige und bescheidene Leben beginnt genau da, wo das Märchen endet. Jenseits der Prinzen und Prinzessinnen“, zitiert Krenn den heiligen Antonius gleich in seinem Vorwort um die Tragik des Traumpaares noch zu unterstreichen, denn sie hatten die Gelegenheit zum „bescheidenen Leben“ erst gar nicht, da die Medien schon von Anfang an belagerten.
Die Ostmärkerin (Romy wurde nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich geboren) soll sich ihren Filmpartner für Schnitzlers „Liebelei“ sogar selbst ausgesucht haben, weiß Krenn in seiner Biographie zu berichten. Der homme de coeur habe ihr anfangs aber dann doch nicht gefallen, jedenfalls benahm sie sich ihm gegenüber entsprechend. „Immer wieder wird er auf die Verschiedenartigkeit ihrer Welten verweisen, darin so manche Ursache für spätere Zerwürfnisse sehen“, so fasst Krenn Blatzheims (der Mann von Romys Mutter) Analyse zusammen. Alain kam aber auch nicht wirklich aus „einfachen Verhältnissen“, sein Vater war immerhin Direktor eines Regina-Kinos und seine Mutter Apothekerin. Der kleine Alain wuchs aber bei Pflegeeltern auf und vielleicht veranlasste ihn dieser Umstand zu seinem späteren Rebellentum. Als junger Mann kämpft der dann in der Marine in Indochina, sieben lange Jahre lang und das dürfte sicherlich einen tiefschürfenden Eindruck auf seiner Seele hinterlassen haben.
Nachdem sich die beiden 1958 bei den Dreharbeiten für „Christine“ kennenlernten, brach die junge Romy mit ihrer Familie. Sie wollte nicht mehr die „Sissi“ der Vergangenheit sein und Delon half ihr dabei, sich als Schauspielerin und Frau zu entwickeln. Das wohlbehütete Mädchen zog zu ihm nach Paris und war das erste Mal in ihrem Leben frei von allen Verpflichtungen.
Günter Krenn
Romy & Alain.
Eine Amour fou
Gebunden mit Schutzumschlag, 312 Seiten
Aufbau Verlag
978-3-351-03551-8
19,99€ *) / 28,90 Sfr
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2013-10-19)
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