Krieg der Welten gilt als der Klassiker der Science Fiction Literatur. Das Buch stammt aus dem Jahre 1898, aber erst ein Radiohörspiel aus dem Jahre 1938 machte es schlagartig berühmt. Orson Welles versetzte die US-Amerikaner dermaßen in Panik, dass viele glaubten, eine Landung der Außerirdischen sei bereits vollzogen. Unter der Regie von Steven Spielberg folgte 2005 ein Spielfilm mit Tom Cruise, Dakota Fanning und Tim Robbins. Bei Carlsen ist nun ein Comic erschienen, das das Thema auch graphisch bearbeitet und neuen Altersgruppen und Generationen zugänglich macht.
Außerirdische versus Erdlinge
„Aber wer soll hausen in jenen Welten, wenn sie bewohnt sind? …Sind wir oder sie die Herrscher über das All? …Und kann dies alles nur für Menschen gemacht sein?“, wird Johannes Kepler, Anatomie der Melancholie, zu Beginn von Thilo Krapp zitiert. Darin schwingt einerseits der typische Fortschritssglaube, der Positivismus, mit, andererseits aber auch der Selbstzweifel wirklich die außerwählte Spezies zu sein. Denn die Existenz außerirdischen Lebens würde die gesamte Menschheitsgeschichte in den Orkus schicken, würden damit doch die Grundfesten unseres Glaubens und unserer Kultur erschüttert werden. Es liegt also durchaus etwas Ketzerisches darin, außerirdisches Leben überhaupt anzunehmen oder es sich auszumalen. In vorliegendem Comic sieht dieses „außerirdische“ Leben aus wie irdische Riesenkrabben, die in einem zylinderförmigen Raumschiff auf der Erde gelandet sind. Als erstes entdeckt eine Gruppe Zivilisten das unförmige Ding, das da im Gottesacker steckt wie ein Riesenkorn. Doch bald übernimmt das Militär und verunmöglicht die Kommunikation mit den anderen Lebewesen. Eine in der Science Fiction Literatur des letzten Jahrhunderts übrigens weit verbreitete Befürchtung, dass der militärisch-industrielle Komplex die Begegnung mit unserem Spiegelbild quasi versauen würde.
Inspirationen für neue Generationen
Aber der Autor hat sich dann doch ein anderes, zivileres und vor allem für uns Menschen angenehmeres Ende ausgedacht, das etwas an die Eroberung des Westens durch den weißen Mann erinnert. Bakterien raffen die „Eindringlinge“ dahin und die menschliche Zivilisation kommt in den Genuss weiterer Vorteile durch die Übernahme der technologischen Errungenschaften der Außerirdischen. Ein Happy End? Künftige Generationen können sich in „Der Krieg der Welten“ von Thilo Krapp ein Bild machen, wie es sein könnte. Das viktorianische England ist zeichnerisch gut getroffen und auch die Riesenkrabbeltiere flössen Respekt ein. Wer weiß wen dieser Text noch alles inspirieren wird? Vielleicht sollten ihn die Außerirdischen vor ihrer Landung nochmals genau durchstudieren…
Thilo Krapp
Der Krieg der Welten - Farbausgabe
2021, Softcover, 136 Seiten, Format: 170 mm x 240 mm, ab 12 Jahren
ISBN: ? 978-3551781697
Carlsen Verlag
18,00 € (D)/18,50 € (A)/25,90 CHF (CH)
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2021-09-14)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.