Dieses Buch ist für den Leser harter Tobak. Inhaltlich und sprachlich ist er eigentlich eine Zumutung. Und so wundert es nicht, dass man nach etwa einem Dutzend Seiten das Buch für Wochen aus der Hand legt, um ihm später noch einmal eine Chance zu geben.
Angenehmer wurde die Lektüre nicht. Nur der Inhalt und die Charakterisierung der beiden jungen Protagonisten haben ich bei der Stange gehalten.
An der weiblichen Hauptfigur könnte man verzweifeln. Sie heißt Lilith(!), ist 19 Jahre alt, Borderlinerin und ist gerade von einem Austauschaufenthalt in Kanada zurück in ein kleines schwäbisches Dorf gekommen. Sie trinkt übermäßig, isst dafür umso weniger und das, was sie zu sich nimmt, kotzt sie wieder aus. Das regelmäßige Koksen tut sein Übriges, und das Ritzen ihrer Arme verbessert ihren Zustand auch nur kurzfristig: . "Wenn man das Leben würgt, wird es strampeln, nach Luft schnappen, sich bemerkbar machen. Liliths Schlinge erpresst Lebendigkeitsbeweise."
Lilith verliebt sich in den hässlichen Rufus. In aber auch Allem ist er das genaue Gegenteil von ihr. Natürlich wird das nichts mit dieser Liebe und Lilith hadert mit ihrem Schicksal und bedauert sich selbst. Permanent beschäftigt sie sich mit sich selbst, nährt sich von ihrer Besonderheit und fühlt sich von allen unverstanden. Ihren Körper erlebt sie als „ein Fass voll Furcht.“
Alles mündet in ein dramatisches und entsetzliches Ende. Ein Roman zum Heulen. Und das in mehrfacher Hinsicht.
Lisa Kränzler, Lichtfang, Suhrkamp 2014, ISBN 978-3-518-42445-2
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2015-02-11)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.