Von der Generation Y, also den zwischen den Jahren 1980 und etwa 1995 Geborenen ist in der letzten Zeit viel die Rede. Sie sollen so ganz besonders anders sein als ihre Vorgängergenerationen, was sich insbesondere daran zeige, dass sie das bisherige Leistungsdenken nicht mehr teilen, sondern mit ihrem „ohne uns“ eine neue Lebensphilosophie entwickeln, die dem Leistungsdenken, den Emanzipationsbestrebungen und dem Karrierekampf ihrer Eltern und Großeltern eine klare Absage erteilen. Und deswegen sind sie der Alptraum von Personalchefs und Personalentwicklern, denen angesichts des Fachkräftemangels nichts anders übrig bleibt, als auf die Bedürfnisse dieser Generation einzugehen und vielleicht auch ihre eigenen Maßstäbe zu überprüfen.
Schon lange und vor der Lektüre des vorliegenden Buches von Ursula Kosser hielt ich diese Entwicklung für eine nachvollziehbare Reaktion von jungen Menschen, die praktisch seit sie auf der Welt sind mit sehr hohen und ambitionierten Erwartungen ihrer Eltern konfrontiert waren, die dem 1954 geborenen Rezensenten sein Leben lang fremd waren, obwohl er sich anstrengte, Ziele hatte und diese auch erreichte.
Ursula Kosser, die selbst als Vorgesetzte und als Mutter mit „coolen“ Ypsilons zu tun hat, hat das Phänomen einmal genauer betrachtet, mit vielen jungen Menschen gesprochen über ihre Pläne und Träume. Sie sind anders, aber deshalb nicht weniger bedeutend als die der Baby-Boomer. Da ist nicht mehr viel Radikales, aber ihre Denkweise greift, ohne dass sie es bewusst wollen, an die Wurzeln bisheriger Lebensentwürfe.
Man wird sehen, was daraus werden wird. Selbst Vater eines gerade einmal 10 Jahre alten Sohnes bin ich gespannt, wie er sich entwickeln wird. Er sagt oft: „Bleib gechillt, Papa!“
Ursula Kosser zitiert am Ende ihres Buches einen Tweets von Ypsilonern, der zeigen soll, worum es ihnen geht:
„Wo kämen wir denn hin, wenn alle immer sagen, wo kämen wir denn hin, und niemand hingeht und nachsieht, wo wir denn hinkämen.“
Diese neue Generation verändert ihre Nachfolger, aber zunehmend auch die Lebenseinstellungen ihrer Vorgänger. Man wird sehen, wo das hinführt. Für Panik besteht jedenfalls kein Anlass.
Ursula Kosser, Ohne uns. Die Generation Y und ihre Absage an das Leistungsdenken, Dumont 2014, ISBN 978-3-8321-9740-7
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2014-05-21)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.