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Annekathrin Kohout - Nerds. Eine Popkulturgeschichte
Buchinformation

"Are you f***in' nuts?", so würde das Wort "nerd" wohl in "proper" English heißen. Oder müssen wir darüber jetzt eine Grundsatzdiskussion führen? Wenn ja, dann gehören Sie auch zweifellos zu dieser Personengruppe, die hier von Annekathrin Kohout ausführlich auf fast 300 Seiten beschrieben wird. Interessant dabei ist aber nicht nur der Dünenbegriff "nerd", sondern auch die Bibliographie und die vielen Sitcoms und Filme, die die Autorin zitiert. Ein echtes Buch für Nerds also!

Think Different: from counter- to cyber culture

Schon 1951 kam der Begriff "nerd" auf's Tapet, der vorläufig nur eine Person mit speziellen Interessen beschrieb. Häufig befand sich der Nerd im Gegensatz zum sog. "Jock", dem Sportler, dem aufgrund seiner körperlichen Eigenschaften die Sympathien aller Frauen resp. Mädchen galt. Sicherlich waren es jedenfalls Männer, die nicht wirklich männlich wirkten und sich deswegen eine neue Nische suchen mussten. Diese Nische war oft die des Strebers, Sonderlings, Einzelgängers und Individualisten, oft unhygienisch und asozial konnotiert. Aber was man auch gleich vorneweg sagen muss: ein Nerd war und ist immer authentisch. Selbst in Japan gibt es diese Sozialfigur, wie Kohout weiß, sie nennt sich dort Otaku. Aber natürlich hätte sich damals niemals jemand selbst als Nerd bezeichnet. Der Begriff ist vor allem eine soziale Zuschreibung, die durchaus auf von Motiven wie Anti-Intellektualismus, Antisemitismus und McCarthyismus geleitet sein kann. Damals gab es ja die sog. Beatniks, quasi das Gegenteil des Nerds, die sich als Gegensatz zu den "squares" (Quadratschädeln) verstanden. Die Beatniks wollten sich der Gesellschaft der Elterngeneration entziehen und keineswegs "square" sein oder jemals werden. Dieses vermeintliche Gegensatzpaar sei wiederum ein alter Konflikt ziehen Poeten und Philistern, so Kohout. Letzterer habe eine lange Tradition, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreiche.

Nerd Today, Boss Tomorrow

Legendär ist etwa Jerry Lewis in The Nutty Professor (1963), der den prototypischen Nerd verkörpert: ein Wissenschaftler, der Körperich nachlässig, untrainiert, mit einer hohen Stimme und zerbrechlich quasi einen "weiblichen Mann" verkörpert. Aber durch einen Zaubertrunk wird er dann zu Buddy Love und die weibliche Hauptfigur verliebt sich alsbald in ihn nur um anschließend festzustellen, dass ihr der "Nutty Professor" eigentlich doch lieber war. Ein Phänomen übrigens, das man gut mit "The Revenge of the Nerd" beschreiben kann. Genau das passierte nämlich später auch im Silicon Valley. Die ehemals verspotteten Computer-Nerds (wie etwa Steve Jobs oder Bill Gates) waren plötzlich über Nacht zu Multimillionären geworden. Das fand vor allem Gefallen bei den schönen Frauen, die sich zuvor ja immer auf die Jocks stürzten, et voilà: da haben wir die zitierte "revenge". Annekathrin Kohout beschäftigte sich auch mit einer Vielzahl amerikanischer Sitcoms und Filmen, die eben dieses soziale Phänomen beschreiben und sehr unterhaltsam zu lesen sind. Aber darüber hinaus stellt sie auch die Geschlechter- und Rassenfrage, was zudem noch sehr interessant und aufschlußreich ist. Ein Buch also, das weiterhin für sehr viel Gesprächsstoff sorgen wird und unbedingt empfohlen werden kann.

Annekathrin Kohout
Nerds. Eine Popkulturgeschichte
2022, Klappenbroschur, 272 S., mit 10 Abbildungen
ISBN: 978-3-406-77446-1
C.H.Beck Paperback
16,95 €

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2022-02-21)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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