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Michael Köhlmeier - Idylle mit ertrinkendem Hund
Buchinformation
Köhlmeier, Michael - Idylle mit ertrinkendem Hund bestellen
Köhlmeier, Michael:
Idylle mit ertrinkendem
Hund

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(Bücher frei Haus)

„Die größten Ereignisse sind unsre stillsten Stunden“, heißt es bei Friedrich Nietzsche. Aber Michael Köhlmeier hat ein sehr stilles Buch geschrieben und dieses stille Buch ist dennoch lauter als so mancher Aufschrei. Vordergründig geht es in dem Buch um die Beziehung des Autors Köhlmeier zu seinem Lektor Dr.Beer. Dieser kommt ihn in seinem Vorarlberger Zuhause besuchen, verliebt sich in seine Frau und macht sich einen zugelaufenen Hund zutraulich. Besagter und auch im Titel genannter Hund wird vom Autor später gerettet; ein Leben, das er dem Tod abtrotzen kann. Die eigentliche Metaebene des Buches ist aber der Verlust eines geliebten Menschen, über den Köhlmeier in vorliegendem Buch erstmals sprechen lernt und es ist verblüffend und bewundernswert zugleich auf welche Weise er es tut.

Vor gut fünf Jahren verunglückte die Tochter Michael Köhlmeiers und seiner Frau und Schriftstellerkollegin Monika Helfer bei einer Bergwanderung nahe Hohenems und starb mit 21 Jahren. Ein furchtbares Schicksal, wenn Eltern ihre Kinder verlieren, noch furchtbarer vielleicht, wenn es in so jungem Alter geschieht. Es ist wohl lange genug her, um darüber sprechen zu können, auch wenn wohl die Wunden nie verheilen werden können, die dieser Verlust geschlagen hat. Köhlmeier gesteht offen seine Tablettenabhängigkeit, die er sich nur deswegen erlaubt hatte, weil er nächtelang einfach nicht mehr schlafen konnte, nachdem was geschehen war. Jetzt geht es etwas besser und er benutzt das Gleichnis vom ertrinkenden Hund als Möglichkeit, sein eigenes Leiden auszudrücken.

Behutsam macht er sich an die Erzählung, beschreibt zuerst das Verhältnis zu seinem Lektor, die jahrelange Beziehung, in der sich die beiden immer siezten, bis einem der beiden das „Du“ in einem Telefongespräch rausrutschte und es danach nicht mehr - ohne beleidigend zu werden - rückgängig gemacht werden konnte. Schließlich werden die beiden sogar Freunde und Dr. Beer sitzt im Bademantel an ihrem Frühstückstisch, bestaunt den „Dschungel“ von Monika und macht ihr Komplimente: „Sie legen den Blick in ihr Herz frei“. Natürlich belehrt Dr. Beer auch unseren Autor und lässt ihm gewisse Ausdrücke einfach nicht durchgehen. Denn eigentlich wollten sie gemeinsam an einem Buchprojekt arbeiten, aber nicht an einem über Paula. Am Ende sagt der Lektor aber etwas ganz Interessantes: „Erzählen Sie mir nicht, worüber Sie nicht schreiben wollen! Ich bin Ihr Lektor!“ Damit sind die klaren Verhältnisse wieder hergestellt, die Rollen zugeteilt und die Freundschaft wohl wieder auf Eis gelegt. Denn Dr. Beer wollte wohl einfach den Autor dazu bringen, darüber zu sprechen, worüber er bisher nur schweigen konnte. Als Lektor hat er seinen Job natürlich perfekt gemacht, er hat die Schreibblockade gelöst und dabei ist ein behutsames, fast zärtliches Buch entstanden, das seinesgleichen sucht.

Vorliegendes Buch ist beim Deuticke Verlag erschienen und wurde vom Autor selbst eingelesen. Er hat tatsächlich eine sehr sympathische Stimme und sowohl die CD als auch das Buch empfehlen. Vielleicht ist auf Grund des sehr persönlichen Hintergrunds der Geschichte die CD sogar intimer und authentischer.

Michael Köhlmeier, geboren 1949 in Hard am Bodensee, studierte Germanistik und Politikwissenschaft sowie Philosophie und Mathematik. Er erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunter den Rauriser Literaturpreis, den J.-P.-Hebel-Preis, den Manès-Sperber-Preis und den Anton-Wildgans-Preis. In Österreich erlangte er mit seinen Nacherzählungen von Sagen des klassischen Altertums größte Popularität, einige davon sind auch als Höreditionen erhältlich. Zuletzt las Jürgen Uter für denselben Hörverlag Köhlmeiers Werk „Abendland“ auf 24 CDs (ISBN 978-3-8337-2122-9) ein.

www.jumboverlag.de
www.deuticke.at
2 CDs
ISBN 978-3-8337-2256-1

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2008-11-19)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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