„Bei Ihnen hat es zwölf geschlagen“, gratuliert der Medientycoon Earl Janoth seinem besten Mitarbeiter Starreporter George Stroud schulterklopfend zu seiner Idee, wie die Auflage seines Kriminalmagazins „Crimeways“ um 50.000 Leser erhöht werden könnte. Doch die Suche nach einem gewissen Mr. Fleming beschwört bald den ersten Konflikt zwischen Stroud und Janoth herauf: ersterer will schon mit seiner Frau schon seit 5 Jahren endlich auf Hochzeitsreise fahren, letzterer stellt ihn vor die Entscheidung, für ihn zu arbeiten oder gekündigt zu werden. Doch dann nimmt die Handlung eine ganz unerwartete Wendung und der Jäger wird selbst zum Gejagten und der eigentliche Schuldige zum Opfer seiner eigenen Pünktlichkeit. „Spiel mit dem Tode“ (The Big Clock) ist ein rasanter Film aus dem Jahre 1948, der die Moderne in den Mittelpunkt seiner Handlung rückt. In einer Epoche in der alles kalkulierbar und messbar geworden ist, die Firma „Crimeways“, das „Kriminalmagazin der Nation“, perfekt tickt und Rekord nach Rekord erzielt, die Machbarkeit jedweden Problems plausibel erscheint, wird ein Mann, der sich genau diesen technischen Errungenschaften verschrieben hat, ausgerechnet zum Opfer seiner Obsessionen, Emotionen und Illusionen. Durch einen kleinen Fehler gerät auch George Stroud in das sinnlose Getriebe von Macht und Unterwerfung und nur sehr schwer kann er sich deren Spannung entziehen und als es ihm endlich gelingt, und er seinen Job für seine Ehe hinschmeißt, läuft ihm seine Frau Georgette davon. George & Georgette werden so zu Archetypen des modernen Menschen, die sich den Zwängen der modernen Zivilisation ausgesetzt sehen, ohne sich ihnen entziehen zu können. Doch dann gelingt ihnen doch gemeinsam der Befreiungsschlag, auch wenn sich George erst noch eine Nacht mit einer gewissen Blondine um die Ohren schlagen muss, die wenig später ermordet werden wird. In dieser Nacht mit Mrs Pauline York schlürfen die beiden nicht nur einige grüne „Stingers“ und Bourbons, kaufen ein Bild und eine Sonnenuhr und wollen Uhren nach Earl Janoth werfen, sondern beginnen auch Pläne gegen die Allmachtsphantasien des Tycoons zu schmieden. In einem intelligenten Verwirrspiel wird schließlich der Jäger zum Gejagten und das Profiling auf der „Crimeways Clue Chart“ ergibt eindeutig das Profil einer Person, des Hauptverdächtigen, doch Strouds „System des unbedeutenden Anhaltspunktes“ befreit nicht nur ihn selbst von jedem Verdacht, sondern führt ihn auch zum tatsächlich Schuldigen, bei der Überführung hilft ihm übrigens tatkräftig seine Frau. Vorerst muss aber Haigen beschuldigt werden, denn auch er erliegt dem Zauber der Macht, dem sich so mancher allzu willig und willfährig unterzuordnen bereit ist.
In dieser Box der Schwarzen Serie von Koch Media werden auch noch zwei weitere Meisterwerke des Film Noirs vorgestellt. In "Die blaue Dahlie" (1946, Drehbuch Raymond Chandler) wird die alkoholkranke Schauspielerin Helen Morrison tot aufgefunden und der erste Verdacht fällt naturgemäß auf ihren Ehemann, da sie diesen in seiner Abwesenheit wahrscheinlich mehrmals betrogen hatte. Krank wurde Helen aber deswegen, weil sie ihr Kind verloren hat, einen gewissen Grund für ihr nunmehriges lasterhaftes Leben von Parties und Alkohol wird also quasi mitgeliefert. Es beginnt eine nervenaufreibende Jagd durch das amerikanische Nachtclub- und Unterweltmilieu, in dem – wie bei so vielen Film Noir Streifen – der Alkohol keine ganz unwesentliche Rolle spielt. In "Schwarzer Engel" (1946) wird wieder eine Frau tot in einem Appartement aufgefunden. Die attraktive Sängerin Mavis Marlowe soll von Kirk Benett, der vom Opfer erpresst wurde, ermordet worden sein. Einzig Benetts Frau Catherine glaubt an seine Unschuld und das obwohl dieser selbst aufgrund seiner Alkoholexzesse bald von seiner eigenen Schuld überzeugt ist. Beide Filme spielen mit dem Sujet der lasterhaften Femme fatale, die von ihren Männern so sehr geliebt werden, dass sie sich selbst komplett aufgeben, doch in „Black Angel“ gibt es auch eine positive Frauenrolle, Catherine, die bis zuletzt an ihren Mann glaubt. Das Drehbuch zu „Black Angel“ stammt von Cornell Woolrich, der auch Hitchcocks „Fenster zum Hof“ verfasst hatte. Man kann nur hoffen, dass die Serie Film Noir der Koch Media bald mit Teil 2 fortgesetzt werden wird.
Film Noir Collection Box Set 1
Regie George Marshall/John Farrow/Roy William Neill