Schon in der Antike bei Platon finden sich medien-ethische Überlegungen. In seiner politeia wirft er einige Fragen nach der Bedeutung der Medien für die Erziehung auf und vertritt im Sinne der Werte des „Wahren, Guten und Schönen“ sogar eine Zensur. Künstler, die keine guten Charaktere spielten, sollten sogar des Staates verwiesen werden, denn besser für den Staat sei es allemal, durchschnittliche Künstler zu haben, die aber die „richtigen“ Werte vertreten würden. Medien sind für Platon zweckgebunden, sie haben der Erziehung zu dienen. Bei Platon darf nicht alles, was darstellbar ist, auch dargestellt werden, sondern eben nur das, was den Weg zum Wahren und Guten ermöglicht. Auch Aristoteles betont den Wert der Medien für die Erziehung, sie dürfen aber durchaus auch unterhaltsam sein, sie haben aber der Wertvermittlung zu dienen. Aristoteles schreibt ihnen sogar eine kathartische Wirkung zu, also eine reinigende Wirkung.
Grundsteinlegung für Verbrechen
Im Christentum spielte dann besonders die Erziehung zum Wahren, Guten und Schönen eine Rolle, der Bibel als Medium kam hier ein besonderer Stellenwert zu. Der Verweis auf die sog. „Heilige Schrift“ reichte oft als Begründung aus und musste nicht weiter diskutiert werden. Der christliche Kaiser Konstantin war auch der erste, der Bücher verbrennen ließ, nämlich die des religiösen Führers Arianus. Auch später in der Geschichte des Christentums noch, standen Bücher auf dem sog. Index der verbotenen Bücher, darunter Schriften von Reformatoren wie Luther oder wissenschaftliche Werke von Kopernikus und Galilei. Auch Philosophen wie Kant und Descartes, und dichterische Werke von Heine Sartre Zola etc. standen lange auf diesem Index. Die Argumentation war stets, dass die totale Meinungsfreiheit die öffentliche Meinung stören könne und deswegen müssten bestimmte Ansichten verboten werden. Damit hat die Kirche und die katholische Religion eine wesentliche Vorarbeit für spätere Diktaturen geleistet und vielleicht auch ein bisschen Vorbildwirkung dafür gehabt. Aber das ist heute natürlich alles ganz anders.
Konstruktivismus and beyond
„Abhängig von unterschiedlichen Weltanschauungen wird sich (…) ein unterschiedliches Verständnis davon entwickeln, was unter einer Angewandten Ethik zu verstehen ist und welche Aufgabe sie hat. Darum dient der erste Teil dieses Buchs dazu, die Begriffe der Anwendung und der Ethik und somit den Begriff einer Angewandten Ethik zu klären“, schreibt der Autor selbst in seiner „Hinführung“ genannten Einführung. Ethische Hauptpositionen und ihre Methoden werden hier zur Sprache gebracht und zudem Grundannahmen behandelt, ohne die Ethik als Wissenschaft nicht möglich wäre. „Begriffsklärungen, Begriffsanalysen, Grundannahmen und die Klassifikation ethischer Theorien zur besseren Zuordnung“ nennt Knoepfler metaethisch, da sie noch nicht selbst Ethik sind, aber natürlich werden sie von ihm behandelt. Im zweiten Teil geht es dann um eine systematische Grundlegung der Angewandten Ethik. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Fragen von Ethik und Moral in den Bereichen Medien-, Sport- oder Wirtschafts-Ethik gab es schon in der Antike wie oben angedeutet. Ethische Konflikte in (Gen)Technik und Wirtschaft, Umwelt und Medizin, Sport und Medien von heute werden hier strukturiert dargestellt und damit wird auch ein Beitrag zu deren Lösung im Hier und Jetzt geleistet.