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Peter Knoch - Architekturführer Moskau
Buchinformation
Knoch, Peter - Architekturführer Moskau  bestellen
Knoch, Peter:
Architekturführer
Moskau

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(Bücher frei Haus)

Moskau wurde erst durch die Revolution unter Lenin, der Kommunismus als „Sowjetmacht plus Elektrifizierung des gesamten Landes“ definiert hatte, zur Hauptstadt des riesigen Sowjetreiches und musste von den neuen Machthabern wohl auch deswegen erst ausgebaut werden, hatte doch seit 1703 das viel prächtigere St. Petersburg dem Alten Reich als Hauptstadt gedient. Moskau sollte aber keine Stadt der Vergangenheit werden, sondern eine Stadt der Zukunft, in der sich die Macht des vielgerühmten Proletariats voll entfalten sollte. Allein die Distanzen die die Metro in Moskau zurücklegt sind unglaublich, ganz zu schweigen, von den Hürden die man als Fußgänger zu bewältigen hat, wenn man nur kurz eine Straße überqueren möchte: „Die Technik hat heute nicht allein die soziale und wirtschaftliche, sondern auch die ästhetische Entwicklung revolutioniert und die Grundelemente des neuen Bauens bestimmt. Im Oktober 1917 beginnt diese Revolution und damit ein neues Blatt in der Geschichte der menschlichen Gesellschaft. Die Grundelemente unserer Architektur gehören dieser sozialen und nicht der technischen Revolution an“, formulierte es El „Wolkenbügel“ Lissitzky, der bedeutende russische Konstruktivist, 1929. Man wollte also nicht nur für den Kommunismus oder die neuen Sowjetbürger bauen, sondern für die ganze Menschheit.

Bauen für die Menschheit
Tatsächlich wird man in Moskau dieses Anspruchs gewahr, denn die Stadt ist so großzügig und gigantisch angelegt, dass sie inzwischen 12 Millionen Menschen ein Zuhause bietet, in dem es –zugegebenermaßen- manchmal auch etwas eng werden kann. Aber Moksau wurde Anfang des Jahrhunderts geplant (1926: 2 Millionen Einwohner) und dass sie heute trotz Überbevölkerung immer noch funktioniert grenzt an ein schieres Wunder. Dass Moskau vor der Jahrhundertwende gerade einmal eine Million Einwohner hatte und wenige Jahre später schon 3,6 (1936) und heute schon vier Mal so viel hängt natürlich mit dem Aufstieg der Sowjetmacht und ihres Imperiums zusammen. Es sei sicherlich die Maxime gewesen, möglichst preiswert möglichst viel Wohnraum zu schaffen, aber dies dennoch als künstlerische Ausdrucksform einer kulturellen Einheit nach Innen zu zementieren, so Philipp Meuser in seiner Einleitung zu vorliegendem Jahrhundertwerk zu Moskaus Architektur. Ein weiteres Einleitungskapitel von Simone Voigt beschreibt das Wirken deutscher Architekten in Russland, zu deren schönsten Beispielen übrigens auch die berühmte Schokoladenfabrik „Roter Oktober“ auf der Balchug/Bolotny-Insel inmitten Moskaus gehört. Sie wurde schon 1885 von Thomas Rode geplant und errichtet. Tobias Frey schreibt über die Rahmenbedingungen für Architekten in Russland und zeigt auch in einer Graphik, was Wohnraum in Moskau kostet. Die Preise sind an der internationalen Spitze angelangt.

Architektur zum Einstecken
Der Hauptteil des Architekturführers Moskau beschreibt - nach der reich und farbig bebilderten 80-seitigen Einleitung - in insgesamt sechs weiteren Kapiteln die verschiedenen Bauphasen in der Kapitale. In den einzelnen Kapiteln werden Beispiele prä- oder sowjetischer oder postsowjetischer Architektur ausgewählt und mit Foto und Standort beschrieben. Das Buch gliedert sich in folgende Kapitel: Architektur bis 1850: Moskau vor der Industrialisierung und der Kreml; Architektur 1850–1920: Moskau vor der Oktoberrevolution Zwölf Architektenporträts; Architektur 1920–1935: Moskau nach der Oktoberrevolution Russlands Waisenkinder: Konstruktivismus „Als Spezialist in Sibirien“; Architektur 1935–1955: Moskau unter der Stalin-Diktatur jenseits des schönen Scheins: WDNCh Turm und Tunnel: Stalinistische Architektur; Architektur 1955–1990:Moskau während des Kalten Kriegs zwischen Stalin und Glasnost; Architektur seit 1990: Moskau im Turbokapitalismus Kljasma - Stauseengebiet zwischen Moskwa und Wolga Rubljowka - das Moskauer Westend Architektur und Design in Russland Architektur und Innenarchitektur in Russland. Der Architekturführer kann übrigens leicht mitgetragen werden, dass das Format und Gewicht es leicht ermöglicht. So kann man sich dann direkt vor Ort ein Bild machen und die Beschreibungen vor dem jeweiligen Bau auf sich wirken lassen.

Architektur und Propaganda: von Denkmälern und Mahnmalen
Als herausragendes Beispiel sei zuletzt noch die Beschreibung des Ausstellunggeländes WDNCh, eines beliebten Ausflugszieles der Moskauer, erwähnt. Peter Knoch beschreibt in seinem Betrag das Messegelände, in der jede Sowjetrepublik in einem eigenen Pavillon ihre Produkte vorstellt, als Landwirtschaftsausstellung. Sie hätte zum 20. Jahrestag der Oktoberrevolution eingeweiht werden sollen, doch Wjatscheslaw Oltarschewski, der Architekt, fiel selbst den Schauprozessen von 1937 zum Opfer. Die „Leistungsschau der sowjetischen Landwirtschaft“ war ein beispielloses Propagandainstrument Stalins nach innen, da er ja vor allem durch die Zwangskollektivierung der Kulaken verantwortlich zeichnet. Anstelle der 35 Meter hohen Stalin-Statue steht seit 1966 bis heute übrigens die Wostok-Rakete, die 1961 Juri Gagarin als ersten Menschen in den Weltraum gebracht hatte.

Für einen Blick ins Buch: http://www.book2look.de/vBook.aspx?id=GxZGkW8SkE&euid=3516551&ruid=0&referURL=http://www.book2look.de

DOM Publishers
Architekturführer Moskau
Peter Knoch
Herausgegeben von Philipp Meuser
472 S., über 700 Abb., 135 × 240 mm
Softcover mit Gummiband
ISBN 978-3-938666-98-2

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2012-11-07)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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