Nichts für schwache Nerven ist dieser uncut slasher Gewaltschocker der schon in seinem Titel eine sexistische Grundhaltung ausdrückt: wer eine Gruppe Striptease Tänzerinnen als „Dolls“ (Puppen) verunglimpft, hat seine Rechnung ohne den Wirt gemacht. Denn die fünf Frauen, die als „Pinup Dolls“ durch die Lande tingeln, um sich ein bisschen Studiengeld dazuzuverdienen, wissen sich sehr wohl zu wehren, als sie auf einem Camping-Platz von einem Serienkiller verfolgt werden. „Some girls are better served ice cold“, ist das Motto des ekelerregenden Axtmörders, der durch 77 Minuten grausamster Folter und Gewalt irrt und stets nur mit seinen Haaren im Gesicht zu sehen ist. Eine andere männliche Rolle wurde mit dem selbstverliebten Clay besetzt, der den Mädchen als eine Art Hofdiener zur Verfügung steht, schließlich aber auch dran glauben muss, ebenso wie der Sheriff, der inmitten des Films, bedroht vom Mörder, die Beweggründe des Monsters psychologisch analysiert. Aber auch auf diesen Monolog wird der Schnitt von der Axt gemacht und die Mädchen setzen ihre Flucht durch die Nacht fort.
Shining, Psycho und …Coyote Ugly
Der Axtmörder ist eine Art Jack Torrance, der Charakter den Jack Nicholson 1980 in „Shining“ verkörperte, aber seine Perversion ist es nicht, Schriftsteller zu sein, sondern sich auf Leichenschändung spezialisiert zu haben, denn er mag es besonders kalt, eiskalt, und nicht etwa „heiß“, wie andere Psychopathen. „I have to look great, when I kick somebody’s ass“, sagt eines der Mädchen am harmlosen Beginn des Films, in dem sich die Pinup Dolls allerlei Späßchen mit dem dummen Clay erlauben. Sie wünscht sich einen „slippery nipple“ Cocktail zum Abschied ihrer Schicht, doch dann wird es ein Abschied für immer.
„Show her your Gun!“
Harte Rockmusik, Bilder mit einer Art Lars van Trier Ästhetik wie in seinem Film „Element of Crime“, sexy Frauen aus allen Minderheitsgruppen, cooler Rhythmus, sexistische Kameraeinstellungen, Baseballaction und allerlei andere sexistische Scherze („Show her your Gun!“, ruft ein Mädchen dem Sheriff über den Tresen zu) machen diesen Gruselschocker zu einem wirklich harte und unverdaulichen Menü, der vor allem dem hiesigen „Trailer Trash“ munden dürfte. „At least you have a Big Dick“ steht auf dem T-Shirt, das auf den Brüsten von einem der Mädchen wie eine Fahne prangt, auch eine sexistische Anspielung auf Clay, den exzentrischen Muskelmann und Diener der Mädels, der dumm wie Brot ist. „I am not cut out for this shit“, darauf folgt eine der wohl brutalsten Duschszenen der Filmgeschichte frei nach Alfred Hitchcocks „Psycho“. „Blood, guts and pussy“ wäre noch eine Untertreibung, denn es wird auch viel gekotzt und geflucht. Alptraumhafte Bilder mit der Ästhetik der Gewalt in Szene gesetzt, eine Spieluhr die gnadenlos tickt wie bei Ennio Morricone, furchterregende Visionen in HD und große schauspielerische Leistungen der Pinup Dolls machen diesen Film zu einem blutigen Erlebnis mit schlaflosem Ausgang. Ab 18.
Geoff Klein/Melissa Mira
Pinup Dolls on Ice
DVD, 77min,
Donaufilm/Al!ve
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2015-09-05)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.