Viktor Haberland, Sohn eines hessischen Landesministers und ehemaliger Schüler des Frankfurter Hölderlin-Gymnasiums, arbeitet, inzwischen Anfang Dreißig, als Referent am Lissaboner Goethe-Insitut. Dort bereitet er einen Abend vor, für dessen Hauptreferat eines Hirnforschers er in den letzten Wochen die gesamten entsprechende Literatur studiert hat. Eingeladen hat er außerdem Tizia Jentzsch, heute eine in Saarbrücken lebenden Schauspielerin, damals Mitschülerin und Mitbeteiligte in einem Drama, das er seither lange verdrängt hatte.
Hat er sie nun im Anschluss an eine Theaterprobe im Keller des Hölderlin vergewaltigt oder nicht ?
Sein Deutsch- und Philosophielehrer Dr. Branzger, dessen Aufzeichnungen und Protokolle Haberland in Vorbereitung auf sein Wiedersehen mit Tizia noch einmal durchgeht und dabei dieses Buch schreibt, hatte in den Wochen nach dem Drama zahllose Stunden mit ihm gesprochen, und dabei in langen Monologen von jener Konferenz berichtet, in der 9 Alt- 68 er LehrerInnen über den Verbleib von Haberland auf der Schule diskutieren und dabei mehr von sich selbst offenbaren, als ihnen lieb ist.
Die Schilderung dieser Konferenz ist köstlich zu lesen. Nach und nach kommen Szenen und Begebenheiten ans Tageslicht, die die verlogene Doppelmoral im Kollegium zeigen.
Im Laufe der Gespräche zwischen Haberland und Dr. Branzger stellt sich aber noch viel mehr heraus....
Ein Roman mit viel Frankfurter Kolorit und etlichen Anspielungen auf lokale politische und kulturelle Personen.
Bodo Kirchhoff, Wo das Meer beginnt, DTV 2017, ISBN 978-3-423-14590-9
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2017-06-28)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.