Es beginnt alles ganz harmlos. Ein junges Mädchen, das in einem grellgelben Kleid in einem knallig roten Zimmer mit blauen Polstern lebt, frägt ihren Vater um Erlaubnis, das Wochenende mit ihren gleichaltrigen Freunden zu verbringen. Eine klassische Mummy-Daddy-Teenager Komödie aus den Sechzigern, denkt man sich zuerst, denn die Jungs, di die junge Kanadierin trifft sind selbst noch halbwüchsig und man stellt sich auf das erste Schmusen und Kuscheln ein, so verklemmt und unsicher wirken die jungen SchauspielerInnen. Mit einem von der Schule ausgeborgten und kurzgeschlossenen School-Bus wagen die Teenager einen Ausflug in den Wald und wer „Evil Dead“ gesehen hat, wird wissen, welche Monster dort auf einen warten. Lost After Dark ist eine große Verbeugung vor Filmen wie Evil Dead, Texas Chainsaw Massaker, Halloween und Freitag, der 13te.
Slashin’ Splatterin’ Horror
„Why are you afraid? There are houses everywhere! – This is AMERICA”, scherzt der Schönling der Gruppe, als dem Schulbus der Benzin ausgeht und einer von ihnen zur nächsten Tankstelle zu Fuß gehen muss, während die anderen auf ihn in der Dunkelheit warten. Doch dann entdecken sie ein vermeintlich verlassenes Haus und beziehen kurzerhand dort Quartier, denn in erster Linie geht es ja immer noch um den Ausflug und weniger um ein bestimmtes Ziel, d.h. natürlich spielt das ius prima noctis bei Horrorfilmen immer eine wichtige Rolle. Aber Lost After Dark ist nicht nur ein Horrorfilm, sondern vor allem ein Slasher mit gewissen Splatterelementen, die hier aus Sicherheitsgründen verheimlicht werden müssen. Für Genrekenner ein echter Leckerbissen, denkt man allein an die Szene in der „Le chien andalou” (Bunuel/Dali) quasi live nachgestellt wird.
“Reel Missing“
„Everything happens for a reason. If, if ,if,...“, so beginnen viel Unterhaltungen und wenn man dann an einer Wand ein Bild des US-Präsidenten der 80er, Ronald Reagan, sieht, wird einem schnell klar, was ausgerechnet der Ex-Schauspieler in einem Slasher Film wie Lost After Dark zu suchen hat. Wer wird wohl der erste sein, den sie abmurksen? Und vor allem wer sind „sie“? Schließlich muss der dicke kleine Michael Moore Verschnitt als erstes dran glauben und wird als Warnung an ein Scheunentor gefesselt. Können die anderen Teenager befreien? Oder sollen sie besser sich selbst zuerst in Sicherheit bringen? Aber sie sind doch viele! Richtig! Und sie werden kämpfen, 1,2,3! Das ist der amerikanische Pioniergeist: Fliehen? Nein. Das kommt gar nicht erst in Frage. Gemeinsam kämpfen, das macht stark. Doch er übermächtige Gegner kämpft leider nicht ganz fair. Bei gewissen Szenen wird „Reel Missing“ (etwa: Filmrolle verloren gegangen) eingeblendet, denn nicht einmal den Fans von solchen Horrorklassikern wie EVIL DEAD, TEXAS CHAINSAW MASSAKER, HALLOWEEN und FREITAG, DER 13TE kann man das zumuten. “It’s all a funny game, until someone looses an eye”, heißt es in LOST AFTER DARK und das ist durchaus wörtlich zu verstehen. Empfehlenswert, aber nur für Fans des Genres und keine Anfänger.
Ian Kessner
Lost After Dark
Al!Ve AG/Mad Dimension
Darsteller: Robert Patrick, Alexander Calvert, Jesse Camacho,
Deutsch, Englisch, DVD ca. 84 Minuten
Land / Jahr: Kanada 2014
EAN: BD: 3646101 / 4260336461012
[*] Diese Rezension schrieb: jürgen Weber (2016-03-05)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.