„Ohne das Öl von Baku wird die russische Revolution nicht siegreich sein“. Die Vorlage zum Drehbuch dieses Films, das Christoher Hampton („Gefährliche Liebschaften“, „Abbitte“) schrieb, wurde erstmals 1937 in Wien auf Deutsch unter dem Pseudonym Kurban Said veröffentlicht. Die Handlung dreht sich um die Liebesgeschichte zwischen dem muslimischen Ali und der christlichen Nino und spielt am Vorabend der russischen Oktoberrevolution, die dieser Tage ihr 100. Jubiläum feiert. Zwischen dem Ende des ersten Weltkrieges und der erneuten Okkupation durch die Sowjet wurde in Baku eine demokratische Aserbaidschanische Republik ausgerufen. Aber das viele Öl wurde auch von den „Roten“ gebraucht. „Ohne das Öl von Baku wird die russische Revolution nicht siegreich sein“. Dieser Satz stammt von Wladimir Iljitsch Lenin.
Liebe zwischen den Fronten
Nachdem das Zarenreich durch den Ersten Weltkrieg zerbrach, konnte sich Aserbaidschan, das mehrheitlich muslimisch war, zu einer demokratischen Republik ausrufen. Im Vertrag von Versailles wurde diese Unabhängigkeit sogar garantiert. Aber selbst Ali, der im Film sogar Außenminister des neuen Landes wird, kann die Annektion des Landes durch seinen persönlichen Einsatz nicht verhindern, obwohl er dafür sogar sein persönliches Glück opfert. Der Film greift aber nicht nur aufgrund seines politischen Inhalts ein aktuelles Thema auf, sondern auch bezüglich der Mischehen zwischen Muslimen und Christen, denn diese soll es auch damals, um 1900, schon gegeben haben, auch zwischen Georgien und Aserbaidschan, wie im vorliegenden Film. Natürlich werden nicht alle Ehepaare aus so mondän reichen Familien stammen wie Ali und Nino, denn die gezeigten Paläste und Wohnräume strotzen vor orientalischer Schönheit und Pracht.
Held wider Willen
Bei einem Abendessen wird das Gespräch auf den Gegensatz der Kulturen gelenkt: Wüste und Wald. „Der Wald ist voller Fragen“ meint der christliche Vater von Nino, der seine Tochter lieber erst nach dem Krieg verheiraten möchte. Aber wann wird dieser Krieg vorbei sein? Die pittoresken Öltürme von Baku werden bei einem Zweikampf in einer Öllache - zwischen einem Verehrer Ninos und Ali - in Szene gesetzt. Aufgrund der Blutrache muss Ali aber verletzt nach Dagestan fliehen. „In Dagestan ist niemand lange krank“, sagt sein Onkel bei dem er in den Bergen Zuflucht findet. Bald flieht auch Nino zu ihm und sie haben ein glückliches Leben. Doch Ali will seinem Land helfen. Auch die gemeinsame Tochter kann Ali nicht davon abhalten nach Baku zurückzukehren und seinem Land zu dienen. Eine verhängnisvolle Entscheidung? Oder ein Happy End? Asif Kapadia hat eine schöne Liebesgeschichte, aber auch einen politischen Film in prächtigen Bildern inszeniert, voller Pathos und Heldentum.
Asif Kapadia
Ali und Nino – weil Liebe keine Grenzen kennt
(Originaltitel: Ali And Nino)
Mit: Adam Bakri, María Valverde, Mandy Patinkin, Connie Nielsen
Aserbaidschan/UK 2016
2017, Capelight, Blu-Ray: 101 Min. , FSK: ab 12 Jahren
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2017-10-11)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.