Der mittlerweile 88-jährige Nobelpreisträger für Medizin, Eric Kandel, geht in seinem neuen Buch der großen Frage nach, was der Mensch ist, was ihn in seiner Besonderheit anderen Lebewesen gegenüber ausmacht. Er gibt auf dem neuesten Stand der Forschung einen Überblick über die Erkenntnisse der Psychologie und der Hirnforschung. Er verweist dabei auf den enormen Erkenntniszuwachs der Wissenschaft über das menschliche Gehirn, seiner Funktion und seinen Störungen:
„Über das Gehirn, seine Krankheiten und Störungen haben wir in den letzten hundert Jahren mehr gelernt als in der gesamten Menschheitsgeschichte zuvor.“
Das Verständnis des menschlichen Gehirns ist für ihn essentiell für das Verständnis des Menschen, besonders derjenigen, die anders sind als wir selbst:
„Je mehr wir über den ungewöhnlichen Geist wissen, desto eher sind wir als einzelne und als Gesellschaft in der Lage, Menschen zu verstehen, die anders denken als wir, und Mitgefühl mit ihnen zu haben. Entsprechend weniger werden wir sie stigmatisieren und ausgrenzen.“
Mit viel Empathie für den Menschen erweist sich Kandel in diesem Buch als unterhaltsamer Lehrer, der das Verhalten von Menschen verstehen möchte und es anderen, gerade auch Laien erklären möchte. Er bietet besonders ihnen einen profunden Überblick über sein Fach.
Seine besonderen Fähigkeiten als Lehrer beweist er in diesem Buch, das nicht nur erhebliche Erkenntnisgewinn verschafft, zur Menschlichkeit einlädt, sondern dessen Lektüre auch ein ganz besonderes intellektuelles Vergnügen ist.
Eric Kandel, Was ist der Mensch. Störungen des Gehirns und was sie über die menschliche Natur verraten, Siedler 2018, ISBN 978-3-8275-0114-1
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2018-10-30)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.