„Und jetzt habe ich selbst gedacht, ich wäre tot, ohne es zu merken. Es hat funktioniert, und alle glauben es noch immer. Der perfekte Fake! Ein Jammer, dass ich nicht Regisseur geworden bin.“ Am 3. Juli 2021 jährt sich der Todestag Jim Morrisons zum 50. Mal. Der Leadsänger der Rockgruppe aus Los Angeles, The Doors, starb unter immer noch ungeklärten Umständen in Paris in einer Badewanne. Und wenn doch nicht?
Mr. Mojo Risin‘ ist zurück
Jim Morrison hatte schon zu Lebzeiten versprochen, zu sterben, um dann als Mr. Mojo Risin‘ (ein klug gewähltes Annagramm seines Namens) zurückzukehren. Da er dies aber bis heute nicht ist, hat der österreichische Autor und Regisseur, Jürgen Kaizik, einen Roman darüber geschrieben, was aus dem Jim Morrison wurde, der überlebt hat. „Der Andere“ im Titel seines Romans ist aber nicht der Rimbaud‘sche Andere auf den sich Morrison bezog, sondern Hölderlin, dem sich auch ein anderer Titel des Autors beim Braumüller Verlag widmet. Morrison und der Lehrer (eigentlich nennt nur Jim ihn Hölderlin) begegnen sich in „Ich und der Andere“ im London Fog in Los Angeles, wo die Doors ihre ersten Auftritte hatten. Damals stand der Leadsänger noch mit dem Rücken zum Publikum und hatte wenig Selbstvertrauen. Aber wie man es von Live-Auftritten der Doors kennt, legte sich das schnell und Morrison wurde zu der Rampensau, als die man ihn heute noch kennt. Hölderlin vergisst jedenfalls seine Skripten bei einem dieser legendären Aufritte der Anfangszeit und so hat Morrison ein paar gute Songvorlagen von einem Dichter, der schon über 100 Jahre tot ist, quasi eingeflüstert bekommen. So der Roman.
Hommage zum 50. Todestag
Der Autor lässt Morrison nach einem Trip zum Woodstock-Festival (wo die Doors nie einen Auftritt hatten) als glatzköpfigen Alten in einem Altersheim verenden, natürlich in Gesellschaft des „Lehrers“. Aus seiner angestrebten Filmkarriere (im Roman) ist wohl ebenso wenig geworden, wie aus der tatsächlich angestrebten Dichterkarriere (in Wirklichkeit), jedenfalls lässt Kaizik einen nicht daran teilhaben, zu groß ist der Sprung von Woodstock ins Seniorenheim. Seine Reflexionen über ein alternatives Ende des größten Rockstars aller Zeiten delirieren und fransen an manchen Teilen aus, auch wenn er immer wieder aus den verlorenen Schriften Morrisons zitiert oder Songtexte der Doors seinem Korpustext einverleibt. Doors-Kenner merken dies sicherlich und so kann man es sicherlich als Hommage bezeichnen, die allerdings etwas idiosynkratisch ausgefallen ist. „Das meiste vergessen wir alles, schnell und gründlich. Aber nur was erinnert wird, bekommt eine zweite Chance.“ Na dann, wohlan!
Jürgen Kaizik
Ich und der Andere
2021, 255 Seiten, Hardcover
ISBN-13: 978-3-99200-293-1
Braumüller Verlag
€ 22,00
[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2021-05-03)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.