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Franz Kafka - Die Verwandlung
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Kafka, Franz:
Die Verwandlung

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(Bücher frei Haus)

„Die Verwandlung“ (1915 erstmals erschienen) gehört wohl zu den bekanntesten Texten Kafkas und wahrscheinlich wurde schon mehr darüber geschrieben, als die Erzählung selbst Buchstaben hat. Schon der erste Satz ermuntert zur Interpretation, denn Gregor Samsa „findet sich“ verwandelt, das heißt nicht unbedingt, dass er sich wirklich verwandelt hat. Es könnte auch sein, dass er es eben nur so empfinde. Dass der Text Kafkas von einer „Verwandlung“ erzähle, könne auch Metapher sein, und die Metapher bestehe darin, dass sich Gregor Samsas Verhältnis zu seiner Familie „verwandelt“ habe und nicht er selbst. Der Protagonist stellt also seine soziale Rolle in Frage, weil er entdeckt hat, dass sein Vater gar nicht verschuldet sei und es also folglich gar nicht notwendig gewesen wäre, sich so für die Familie abzuschuften, wie Gregor Samsa es getan hatte. „Nachdem klar geworden ist, dass er sich umsonst für das Wohlergehen der Familie geschunden hat, dass es vielmehr der kleinbürgerliche Pessimismus der Familie gewesen war, der ihm Bedürftigkeit und Abhängigkeit vorspielte, befreit er sich von der Vorstellung, das Wohl der Familie hänge allein von ihm ab.“ Und das ist die ganze Verwandlung!

Kafkas „Seekrankheit auf festem Lande“
Wie in vielen anderen Erzählungen Kafkas auch, so wird auch in der „Verwandlung“ Kafkas „Aussteigerphantasie“ entfaltet, ein „Als-ob“-Spiel, so der Kafka-Interpret Fingerhut. Dass er am Schluss der Erzählung sterben müsse, könne als gerechte Strafe dafür verstanden werden, dass er sich vor der Verantwortung für die Familie drücken wollte. Mit dem Tod ist seine (die Gregor Samsas) Schuld und die Kafkas abgetragen und das vermeintliche Verbrechen des „Ausstiegs“ ist damit gesühnt. Seine „Seekrankheit auf festem Lande“ ermöglichte ihm dabei eine „Ahnung des Glücks“: das Schreiben. Und gerade die Möglichkeit in seinem Gefängnis ungestört schreiben zu können und damit in die Verheißung des Glücks zu kommen, mag Kafka davon abgehalten haben, einen riskanten Ausbruchsversuch gegen seine Familie zu bewerkstelligen.
Kafka versäumte seinen 42. Geburtstag übrigens um nur knapp einen Monat und ruht heute in Frieden auf dem Prager Friedhof Strasnice, in der isrealitischen Abteilung. Zu Zeiten Kafkas hatte Prag mehr als 600.000 Einwohner. Eine Minderheit von etwa 32.000 Deutschen, von denen wiederum fast die Hälfte Juden waren, gehörte sicherlich zur kulturellen Elite der damaligen Großstadt. Das auf dieser „Sprachinsel“ gesprochene Prager Deutsch war ein sauberes, dialektfreies, eher wortarmes Schriftdeutsch. Kafka schrieb in genau dieser Muttersprache und hatte selten woanders gewohnt oder gearbeitet, als im innersten Bezirk Prags. Das reiche kulturelle Leben konnte freilich die unsichere politische Lage kaum verdecken. Weitere Texte die von Kafka bei Diogenes erschienen sind: „Der Prozess“, „Das Schloss“, „Amerika“, „Franz Kafka Lesebuch“, „Meistererzählungen“, „Brief an den Vater“.

Franz Kafka
Die Verwandlung
Diogenes 2006

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2012-01-22)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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