Nach den Bestsellern „Laugenweckle zum Frühstück“, „Brezeltango“ und Spätzleblues“ und „Zur Sache, Schätzle“ hat sich Elisabeth Kabatek von ihrer Protagonistin Pipeline Praetorius verabschiedet und wagt mit ihrem neuen, hier vorliegenden Roman einen neuen Ansatz.
Wieder beginnt ihr unterhaltsamer und stellenweise fast philosophisch anmutender Roman in Stuttgart. Da ist Luise. Sie ist Mitte siebzig, wohnt seit Jahrzehnten mit ihrem Mann, einem erfolgreichen und überall vernetzten Bauunternehmer in der Stuttgarter Halbhöhenlage am Killesberg. Sie hat vor langer Zeit mit ihrem von ihren Eltern geerbten Vermögen den wachsenden Erfolg und Wohlstand ihres Mannes erst ermöglicht. Als der plötzlich stirbt und sie in seinen Unterlagen den Beweis findet, dass er sie über lange Zeit mir ihrer besten Freundin betrogen hat, packt sie ein paar Sachen zusammen und setzt sich in einen Fernbus nach Hamburg.
Und da ist Jan. Er steht kurz vor seinem fünfzigjährigen Geburtstag, und leidet unter einer ausgewachsenen Midlifekrise. Er will einfach weg und steht mit seinem Auto noch entscheidungsschwach auf einem Parkplatz im Pfaffenwald, als eine junge Frau an seine Scheibe klopft, weil sie eine Fahrradpanne hat und mitgenommen werden möchte. Auch Sabrina hat eine Krise. Sie hat gerade ihren Freund Oliver mit einem anderen betrogen und sieht ihre ganze Welt in sich zusammenstürzen.
Jan und Sabrina beschließen, erst mal loszufahren um Abstand zu gewinnen. Auf einer Autobahnraststätte verpasst derweil Luise ihren Fernbus, weil sie wegen eines offenbar psychisch bedingten Durchfalls nicht von der Toilette gekommen ist.
Jan und Sabrina gabeln sie auf und dann beginnt eine spektakuläre Flucht von drei sehr unterschiedlichen Menschen, die von Elisabeth Kabatek abwechselnd in die Erzählerrolle gebracht werden. Sie haben kein Geld und müssen sich in der Folge auf eine immer kriminellere Weise Geld, Nahrung und Kleidung beschaffen. Sie kommen sich auf ihrer Reise quer durch die Republik bis in den hohen Norden immer näher und teilen ihre Probleme.
Als dann noch ein Stuttgarter Kommissar die Verfolgung der drei aufnimmt, wird deutlich, dass keiner drei Hauptpersonen vor seiner Vergangenheit fliehen kann. Und am Ende ist nichts mehr so, wie es war.
Ein wunderbares Buch voller Witz und Tiefgang.
Elisabeth Kabatek, Kleine Verbrechen erhalten die Freundschaft, Droemer 2017, ISBN 978-3-426-30569-0
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2017-02-01)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.