Obwohl ich ihn nie persönlich kennen gelernt oder bei ihm ein Seminar besucht oder eine Vorlesung gehört habe, war Manfred Josuttis mit Beginn der Übernahme des ersten Pfarramtes mit seinen Büchern ein treuer und kritischer Begleiter einer Praxis, die sich unterscheiden wollte. Die die Welt hinein nahm in die Verkündigung, die den Menschen nah und der Botschaft verpflichtet sein wollte.
Besonders die Bücher „Der Pfarrer ist anders“ (1987) und „Die Einführung in das Leben“ haben mir im Pfarramt auf dem Dorf immer wieder Mut gemacht und mich zur kritischen Reflexion der eigenen Lebens- und Arbeitspraxis herausgefordert. Schon im Studium war sein 1974 erschienenes Werk „Praxis des Evangeliums zwischen Politik und Religion“ ein Buch, das die angehenden Pfarrer und Religionslehrer ermutigte und aufforderte und zu einer neuen, veränderten Pastoral.
Nun liegt mir, selbst schon im Ruhestand ein kleines Buch des 80- jährigen Emeritus vor, in dem er sein Leben bilanziert, an seine Lehrer und Lehrerinnen erinnert, die Kämpfe und Konflikte seine Lebens und Lehrens beschreibt. Das gerade auch für junge Theologen und Christen empfehlenswerte Buch macht deutlich, warum die Theologie von Manfred Josuttis für eine ganze Generation zwischen 1975 und 1995 etwa so anziehend gewesen ist.
Ob seine Texte auch heute noch in der evangelischen Pastoraltheologie besprochen und diskutiert werden, entzieht sich meiner Kenntnis. Wert wären sie es allemal.
Manfred Josuttis, Ich bin ein Gast auf Erden, Gütersloher Verlagshaus 2016, ISBN 978-3-579-08230-1
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2016-04-12)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.