Wie kann man das Unrecht und den Hunger in der Welt wahrnehmen, ohne es zu verdrängen? Wie kann man mit Nachrichten leben, die so erschütternd sind, dass man sie kaum ertragen kann? Was kann ein einzelner Mensch tun, um hier ein Zeichen zu setzen? Geht das überhaupt?
Den Erzähler dieser Geschichte für ältere Kinder und Jugendliche quälen diese Fragen, seit er in der Schule von einem engagierten Lehrer gehört hat, dass man für 33 Cent das Leben eines afrikanischen Kindes retten kann. Er versucht mit seiner Mutter, einer etwas verhuschten Lehrerin und vor allen Dingen seinem gesetzestreuen Vater, der als Richter arbeitet, über diese Dinge zu reden. Doch sie nehmen ihn nicht ernst. Das einzige, was dem namenlosen Jungen klar wird, ist die Scheinheiligkeit und die Verlogenheit hinter all den Prinzipien seines Vaters, vor allem, als er herausfindet, dass es ihm neben all seiner Gesetztestreue vor allem und hauptsächlich darum geht, seine Aktien und Anlagen zu vermehren, völlig unabhängig davon, ob er damit jemand anderem, etwa den hungernden Kindern in Afrika schadet.
Irgendwann ist er das Diskutieren leid, und er beschließt zu handeln. Er verkauft die Hälfte seiner Sache (das hat er in der Bibel gelesen) , jobbt im Supermarkt und geht deshalb nur noch 2 Tage in der Woche in die Schule. Einige Zeit decken die Lehrer dieses verhalten de ansonsten sehr guten Schülers, doch irgendwann erfährt es sein Vater, der mit einem riesigen Donnerwetter antwortet. Doch unterstützt von seiner Freundin Anne, die einzige, die seine Gedanken und sein Handeln wirklich versteht, macht er unbeirrbar weiter. Er will Verantwortung übernehmen und nimmt sich ein Beispiel an seinem großen Vorbild Robin Hood. Er beginnt in Läden Sachen zu stehlen und sie zu verkaufen, um das Geld dann nach Afrika zu bringen.
Als sich ihm die Gelegenheit bietet, einen kleinen Kühllaster zu entwenden, ist er schon bald zusammen mit Anne auf dem Weg nach Süden. Doch die Aktion nimmt einen verhängnisvollen Verlauf….
Ein Buch, das in vielem an die Bücher von Janne Teller erinnert, und einen literarischen Impuls setzt in einer von der Welt der Erwachsenen weitgehend verdrängten Frage, an dem man nicht mehr vorbei kann.
Louis Jensen, 33 Cent um ein Leben zu retten, Hanser 2013, ISBN 978-3-446-24177-0
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2013-04-20)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.