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Alfred Jarry - König Ubu. Drama in fünf Aufzügen
Buchinformation
Jarry, Alfred - König Ubu. Drama in fünf Aufzügen bestellen
Jarry, Alfred:
König Ubu. Drama in
fünf Aufzügen

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(Bücher frei Haus)

„Bei meiner grünen Rotze, ich erschlag‘ euch hier mit den Ratzodonkoteletts“, schreit Vater Ubu und wirft gleich ein paar davon nach seiner Frau. Wenig später flucht er: „Oh! Aua! Hilfe! Bei meiner grünen Rotze, ich hab mir den Darm gebrochen und den Wanst aufgerissen!“. König Ubu ist ein Emporkömmling ohne Ehre und Treue und probt den Aufstand gegen seinen König, den er lieber vergiften würde, als ihn zum offenen Kampf zu stellen, so feige ist er. Durch schamloses Ausnutzen eines Waffenmeisters gelingt ihm denn doch die Entthronung und seine erste Tat besteht darin, genau diesen beseitigen zu lassen. Doch dieser flieht und ruft den fernen Zaren zu Hilfe. Schließlich geht es um Polen und noch ist dieses Polen nicht verloren, allerdings, wenn Ubu König bleibt, wird es bald kein Volk mehr haben, so schamlos beutet der neue König sein Volk aus. Ein echter „Halunke, Feigling, Kriecher, Abenteurer, gemeiner Hund, ehrloser Landstreicher, Lump ohne Scham“ – und das sind nur einige der Ausdrücke mit denen Ubu in diesem Stück bedacht wird – ist dieser neue König allemal, denn er will nichts anderes, als sich auf Kosten anderer zu bereichern.

Ulk um Ubu
Was als harmloser Schülerstreich begann - nämlich das Verfassen von König Ubu – sollte für seinen selbsternannten Urheber bald ernste Konsequenzen haben, denn Alfred Jarry wurde bald selbst zu seinem Ubu, wenn auch ohne das Attribut König wirklich für sich in Anspruch nehmen zu wollen. Der Ulk um Ubu machte aus Jarry einen Besessenen, der in Gesprächen die Redeweise und Denkart seines Ubu imitierte und sogar Briefe mit seinem Namen unterzeichnete. Seine anderen Werke wurden von König Ubu überschattet und alsbald kreierte Jarry auch eine Art Anti-Wissenschaft, die „Pataphysik“, ganz im Zeichen seines König Ubu. Eigentlich war es zuerst nur selbstreferentielle Ironie, doch bald beherrschte Ubu Jarry und nicht umgekehrt. Letzterer - eher kleinwüchsig – soll seine Wohnung verdoppelt haben, indem er eine Zwischendecke einzog und sich auch noch damit gebrüstet haben. Der „Hungerbohemien“ Jarry verbrauchte zuerst das Erbe seiner Eltern und schnorrte sich dann bei Bekannten durch. 34-jährig starb er an übermäßigem Alkoholgenuss und einer Hirnhautentzündung. Sein letzter Wunsch sei ein Zahnstocher gewesen.

Ulk um Ubu
Was in den deutschsprachigen Ländern gerne als „kafkaesk“ bezeichnet, findet seine französische Entsprechung in „ubuesque“, wenn es auch nicht unbedingt denselben Sinn transportiert, denn so wie Ubu zu sein bedeutet vor allem „einen so ärgerlichen wie dauerhaften Typus, den des habgierigen, nur seinen niederen Gelüsten lebenden, brutalen, dummen und feigen Spießers“ zu verkörpern, schreibt der Herausgeber im Nachwort zur vorliegenden Reclam Ausgabe des Ubu. „Grausam und feige“ vermerkt dazu der Petit Robert, das Standardlexikon der französischen Sprache. Und gerade dieser Alfred Jarry wurde mit seiner kompromisslosen Geste und seiner Absage an ein spießiges Bürgertum zu einem Vorbild für die Surrealisten, die seinen Text gerade ob seiner Absurdität liebten. Ein Lehrstück in jeder Hinsicht und Pflichtlektüre für jeden Literaturbegeisterten.

Alfred Jarry
König Ubu. Drama in fünf Aufzügen
Übersetzt und herausgegeben von Ulrich Bossier
Reclam

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2015-05-07)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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