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Werner Jank - Didaktische Modelle
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Jank, Werner:
Didaktische Modelle

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(Bücher frei Haus)

Unter den vielen Modellen, die in vorliegendem Standardwerk zur Didaktik diskutiert werden, soll hier auf ein paar grundlegende Ideen zur Didaktik eingegangen werden, etwa Beobachten als Grundlage des Lernens und Lehrens. Denn „Beobachten“ will tatsächlich gelernt sein: Ordnung und Verbalisierung, Austausch von Beobachtungen zu einer bestimmten Unterrichtssequenz in der Gruppe oder der Erwerb von bewusstem Erfahrungswissen über Verhalten und Handeln im Unterricht sowie reflektiertes Erfahrungswissen bildet die Basis für eine Weiterentwicklung des guten Beobachtens. Ein anschauliches Beispiel zeigen Werner Jank/Hilbert Meyer mit dem Kanizsa-Dreieck: Unsere Erfahrung veranlasst uns dazu, Dreiecke zu identifizieren, wo in Wirklichkeit gar keine sind. Ernst von Glasersfeld, der vielen als Urvater der konstruktivistischen Didaktik oder zumindest des Konstruktivismus gilt, fasst das auf die Formel zusammen, dass „das denkende Subjekt sein Wissen nur auf der Grundlage eigener Erfahrungen konstruieren kann. Was wir aus unserer Erfahrung machen, das allein bildet die Welt, in der wir bewusst leben.“, so Glasersfeld. Man trifft also immer eine Auswahl und diese beruht wiederum auf den eigenen Erfahrungen und den damit verbundenen Erkenntnissen. Die radikalen Konstruktivisten (wie u.a. Glasersfeld) sprechen in diesem Zusammenhang auch von „autopoietischer Organisation“, also autos=selbst und poiein=machen. Andere (Maturana/Varela) nennen Lebewesen zudem selbstorganisiert, selbstproduzierend und selbsterhaltend. „Die Wirklichkeit, in der ich lebe, ist ein Konstrukt des Gehirns“, schreibt auch Gerhard Roth, ein bekannter Gehirnforscher. Jean Piaget beschreibt Wissensaneignung auch als Prozess von Adaptation, Organisation und Äquilibration.
Ein/e gut/e Lehrer/in sollte es also tunlichst vermeiden, das eigene Beobachten durch Stereotypisierungen beeinflussen zu lassen und zwischen Bewerten/Interpretieren und Beobachten sehr stark unterscheiden lernen und dies auch den SchülerInnen vermitteln. „Beobachtungskompetenz“ bedeutet demzufolge dann eben auch kritische Distanz zum (beobachteten) Unterrichtsgeschehen zu bewahren, denn Distanzierungsfähigkeit ist die Basis für die Reflexion des Beobachtetens. Kritische Distanz aber auch zu den eigenen unbewussten und unausgesprochenen Urteilen über guten oder schlechten Unterricht, zeichnet auch gutes Beobachten aus. Der/die gute Lehrer/in vermeidet tunlichst Selbstreferentialität und ist sich der inneren Strukturgesetze seiner selbst bewusst: nicht die Welt außen determiniert unser Denken, sondern unsere „innere Struktur“ uns. In diesem Zusammenhang sei auch auf den Ausdruck „self-fullfilling prophecy“ (Merton, Robert K., 1936-2012) verwiesen, der sowohl in der Alltagswelt als auch in der Psychologie verwendet wird, um dieses Phänomen zu beschreiben, das Menschen immer wieder ihre Erwartungen erfüllen lässt, da sie mit einer vorgefertigten Meinung (die auf ihren eigenen Erfahrungen beruht) an Ereignisse herangehen und nur das sehen wollen, was sie eben schon kennen. „The self-fulfilling prophecy is, in the beginning, a false definition of the situation evoking a new behaviour which makes the original false conception come 'true'. This specious validity of the self-fulfilling prophecy perpetuates a reign of error. For the prophet will cite the actual course of events as proof that he was right from the very beginning.“, schreibt der „Erfinder“ des Begriffs, Robert K. Merton. „Bewerten“ kann aufgrund solcher selbsterfüllenden Bestätigungen („self-fullfilling prophecy“) geschehen, aber auch durch normative Vorgaben oder wissenschaftliche Erkenntnisse, empirische Ergebnisse aus Testungen oder die Erfahrungen anderer, meist älterer Menschen auf deren Urteil man sich wegen ihrer Lebenserfahrung verlässt. Auch deswegen sollte ein/e Lehrer/in vorsichtig mit Urteilen sein, weil er/sie ja unbestreitbar eine gewisse Vorbildwirkung hat.
Neben dem hier oben angesprochenen Konstruktivismus behandeln die beiden Autoren natürlich auch die anderen Lerntheorien und die verschiedensten Didaktischen Modelle des Behaviorismus und Kognitivismus. Eine didaktische Landkarte erliechtert zudem das Wichtigste beim Lehren und Lernen: Den Überblick zu bewahren. Das Buch ist für Studentinnen und Studenten, Referendarinnen und Referendare und deren Ausbilder geschrieben worden und ist eine sehr gut lesbare Einführung in Didaktische Modelle, es schult didaktisches Denken. Weitere Schwerpunkte aus dem Inhalt: Die Einführung: Was ist Didaktik?, Die wichtigsten didaktischen Modelle, Schriftliche Unterrichtsplanung, Aktuelle Unterrichtskonzepte, Lektionen zum Thema Lernen und Entwicklung, Konstruktivistische Didaktik, Der Professionalisierungsprozess, Strukturmodell des Unterricht.

Jank, Werner /Meyer, Hilbert
Didaktische Modelle
Cornelsen 2011

[*] Diese Rezension schrieb: Jürgen Weber (2014-02-18)

Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.


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