Die Liste der berühmten Trinker und Trinkerinnen in der Musikgeschichte aber insbesondere in der Literaturgesichte ist lang. Der Alkohol, der Rausch, andere Bewusstseinszustände wurden in diesem Zusammenhang immer wieder auf durchaus positive Weise hervorgehoben. Die Autorin des vorliegenden Buches wird ein ihren Schreibschuljahren immer wieder damit konfrontiert.
Irgendwann fing sie an selbst zu trinken. Sie trank, weil sie ihre Mängel verbergen und um jeden Preis besonders sein wollte. Als sie zum ersten Mal zu einem Treffen der Anonymen Alkoholiker ging, die in den Folgejahren sie von ihrer Sucht retteten, begriff sie, dass sie erst von ihrer Sucht genesen würde, wenn sie nicht mehr auf ihrer Originalität beharrte.
Aufrichtig und authentisch erzählt sie in diesem sehr persönlichen Buch von ihrer Abhängigkeit und versucht die populären Mythen trunkener Genialität in der Kulturgeschichte zu entzaubern. Das Buch ist auch ein Einblick in die wenig zauberhafte Welt der Anonymen Alkoholiker und ihrer Arbeit, die Leslie Jamison endlich half, trocken zu werden und sie in der Folge sich mit Schriftstellern beschäftigen ließ, die das auch erlebt hatten.
Die Klarheit“ ist eine persönliche und kollektive Geschichte des Trinkens und des nüchternen Lebens – klug, bewegend aufrichtig und von unverhoffter Schönheit.
Für Menschen, die selbst mit ihrer Sucht kämpfen oder versuchen trocken zu bleiben, ist das Buch sicher eine ermutigende und stützenden Lektüre.
Leslie Jamison, Die Klarheit. Alkohol, Rausch und die Geschichten der Genesung, Hanser Berlin 2018, ISBN 978-3-446-25856-3
[*] Diese Rezension schrieb: Winfried Stanzick (2018-12-01)
Hinweis: Diese Rezension spiegelt die Meinung ihres Verfassers wider und muss nicht zwingend mit der Meinung von versalia.de übereinstimmen.